Rosenheim – Gute Abschiede machen froh, weil der Verlust dann nicht so schwer wiegt wie die Freude an dem gemeinsam Gelebten. Auch die Freie Waldorfschule Rosenheim (FWS) durfte zum Ende des Schuljahres 17 Abiturienten und sieben Absolventen der Realschulklasse verabschieden und in ihre neuen Lebensabschnitte entlassen.
Zahlreiche Musikbeiträge
Die beiden Abschlussfeiern mit Mitschülern, Eltern, Lehrern und Freunden der Schulgemeinschaft fanden im Musiksaal und anschließend im großen Garten der Schule statt. Für die musikalische Untermalung sorgten die Schüler selbst – aber auch Lehrkräfte, Mitschüler und sogar Geschwister überraschten und erfreuten die Absolventen mit Musikbeiträgen.
Hinter den Absolventen liegen viele Monate Lern- und Vorbereitungszeit, die wohl nicht immer nur leicht waren. Während dieser langen Zeit kamen die Schüler mit Sicherheit an neue Grenzen, hatten mit Widerständen – auch in sich selbst – und mit Rückschlägen zu kämpfen und mussten während dieser Zeit erst die Gelassenheit erlernen, ertragen zu können, wenn der eigene Anspruch beziehungsweise die eigenen Idealvorstellungen nicht erreicht werden konnten.
Christian Schmidt, Leiter der Realschulklasse, pointierte dieses Dilemma in seiner Abschiedsrede mit den Worten Theodor Fontanes: „Es ist der Sinn der Ideale, dass sie nicht verwirklicht werden können.“ Weiter führte Schmidt aus, was wirkliche Bildung in einer Gesellschaft wie der heutigen eigentlich bedeuten sollte: keine Aufreihung von Fakten, kein spezialisiertes Wissen, sondern das Erkennen von Zusammenhängen, das Verknüpfen sowie das Anwendenkönnen in den verschiedenen Bereichen. Bildung höre nicht mit der Schule auf, denn zusammen mit den eigenen Weltbildern und Wertvorstellungen wandele und entwickele diese sich immer weiter – auch nach den Prüfungen.
Für die Schüler begann also nach ihrer Waldorfschulzeit in ihrem Abschlussjahr eine Bewährungsprobe der besonderen Art: Mit den staatlichen Abschlüssen mittlerer Schulabschluss und Abitur mussten sie sich wie alle Prüflinge in Bayern Aufgaben stellen, die pauschal und von außen vorgegeben wurden – allerdings mit dem besonderen Zusatz, dass das ganze Gewicht ihres Erfolges ausschließlich auf den Prüfungen lag und keine Vornoten mal eben mitgenommen werden konnten.
Auch die Schüler des aktuellen Jahrgangs bewältigten diese zusätzliche Herausforderung mit Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein. Die Abiturientin Susanna Zacher Rogério formulierte deshalb eine wichtige Erkenntnis in ihrer Abschlussrede an ihre Zuhörerschaft: „Wenn einem im Leben etwas schwerfällt, Steine in den Weg gelegt werden, dann hat es doch immer einen tieferen Sinn, der einem etwas sagen möchte, sagen, wo es langgeht – keine Angst vor einem Scheitern haben zu müssen.“
Starker
Zusammenhalt
Beide Abschlussklassen der FWS Rosenheim verlassen die Schule nach eigenen Angaben mit vielen positiven und lehrreichen Erfahrungen in einem Bewusstsein dafür, dass die stets gelebte gegenseitige Achtsamkeit und der starke Zusammenhalt in den Klassen sie für ihren weiteren Werdegang besonders und nachhaltig stärken.
Susanna Zacher Rogério blickte auf die gemeinsame Schulzeit und die „sehr intensiv erlebte Klassengemeinschaft“ zurück und besonders eindrücklich war ihre Aussage, all ihre Begleiter während dieser Zeit „immer im Herzen“ mitzunehmen, denn „auch wenn die gemeinsame Zeit vorbei ist – die Erinnerung bleibt.“