Rosenheim – Rund 400 Kinder können ihre Kuscheltiere nicht ins Teddybärkrankenhaus bringen. Und viele Eltern müssen auf den Kauf preisgünstiger Kindersachen verzichten: Auch das sind Folgen des Coronavirus. Denn nicht nur politische und kulturelle Veranstaltungen werden in Rosenheim abgesagt. Betroffen sind gleichermaßen Angebote von ehrenamtlich Engagierten. Zwei Beispiele.
Absage für
100 Ehrenamtliche
Buben und Mädchen aus 20 Kindergartengruppen hatte Medizinstudent Nico Hanny (29) eigentlich erwartet. Gemeinsam mit seinem Team wollte er heute und am Wochenende den Kindern die Angst vor Arzt und Krankenhaus nehmen – und davor, was passiert, wenn man krank ist. Patienten sollten nicht die Kleinen sein, sondern Teddy, Pinguin oder Schaf. Bereits drei- mal hat das Teddybärkrankenhaus in Rosenheim Station gemacht, immer in den Räumen des Schüler- und Studentenzentrums. Doch diesmal ist alles anders.
Statt in den Räumen des Zentrums in die Welt eines, wenn auch nachgebauten Krankenhauses eintauchen zu können, müssen die Kinder draußen bleiben. Aus Sorge vor einer möglichen Infektionsgefahr, aber auch weil Desinfektionsmittel und Mundschutz knapp sind, ist das Teddybärkrankenhaus abgesagt. Und wird in diesem Jahr nicht mehr in Rosenheim stattfinden.
„Es wäre nicht zu verantworten gewesen“, sagt Nico Hanny. Zumal viele der ehrenamtlichen Helfer, die sich für die Aktion einen Arztkittel überstreifen, selbst in einer Klinik, im Altenheim oder im Kindergarten arbeiten. Zu groß wäre das Risiko einer langen Infektionskette. Rund 200 Ehrenamtliche hatte Hanny um Unterstützung gebeten. Rund 100 Zusagen hatte es gegeben, weniger als sonst. Auch das wohl eine Folge der Corona-Krise, wie Hanny sagt. Alle Helfer muss Hanny nun über die Absage informieren, ebenso wie alle Kindergärten, die teilnehmen wollten. Ein enormer Aufwand, insbesondere weil der Medizinstudent mitten im Studium steckt.
Nicht stattfinden wird am Samstag nächster Woche auch der Kleider- und Spielzeugbasar „Rund ums Kind“ des Kindergartens „Arche Noah“. Ihn organisieren 14 Mitglieder des Elternbeirats gemeinsam mit dem Team der Einrichtung und einigen anderen Eltern. Alle helfen ehrenamtlich zusammen, um Kleidung, Spielsachen, Sportgeräte und viele andere Dinge zum Verkauf vorzubereiten. Doch die Organisatoren und der katholische Kindergartenträger haben gestern entschieden: Die Veranstaltung fällt aus. Dabei hatten die Helfer an einiges zur Vorsorge gedacht, etwa an größere Abstände zwischen den Tischen, zusätzliches Desinfektionsmittel. „Aber wir können die Sicherheitsbestimmungen nicht einhalten, das ist einfach klar“, sagt die Elternbeiratsvorsitzende Jasmine Follert (34). Sie ist froh, dass die Entscheidung frühzeitig gefallen ist. Denn so sind die Waren noch nicht sortiert und zum Verkauf bereitgestellt. „Das hat uns sehr geholfen“, sagt sie. Einen Ausweichtermin für den Basar gibt es derzeit nicht. Das sei schwierig, weil im Kindergartenjahr bald andere wichtige Termine anstünden. Es gebe aber die Überlegung, einige der Waren über die sozialen Medien anzubieten, sagt Follert.
Alternative: Vier Videos mit Tipps
Der Mann aus dem Teddybärkrankenhaus, Nico Hanny, hat sich für eine digitale Lösung entschieden, um wenigstens eine Alternative zum Besuch im Schüler- und Studentenzentrum anbieten zu können: Gestern hat er mit Dreharbeiten für vier Videos begonnen. Am Sonntag, so hofft er, könnten sie schon auf der Homepage des Teddybärkrankenhauses stehen. Es soll eine Einladung für die Kinder sein, daheim das Krankenhausleben mit ihren Kuscheltieren nachzuspielen. Aus vier Sequenzen können sie auswählen, welche Station sie besuchen wollen. Und erhalten im Video auch Tipps, welche Haushaltsutensilien sie für Untersuchungen und Operationen an ihrem Kuscheltier verwenden können. Zudem können die Kinder heute und am Samstag, jeweils von 14 bis 16 Uhr, Apothekentaschen im Schüler- und Studentenzentrum in der Pettenkoferstraße 9 abholen. Darin finden sich unter anderem ein Anmeldezettel für die Untersuchung und ein Stetoskop. Der Apfel, der sonst mit in dem Beutel steckt, ist in Zeiten von Corona ausgetauscht gegen einen Müsliriegel.
Nico Hanny ist trotzdem zufrieden: „Wir haben mit den Videos eine gute Mittellösung gefunden.“ Und hofft, dass diese Idee anderen Veranstaltern als Vorbild dienen kann.