Rosenheim – Der Ausbau der Mangfallstraße in Rosenheim sorgt für Ärger. Nicht nur bei den Anwohnern, sondern auch bei Grünen-Chef Franz Opperer. Sie werfen der Stadt vor, dass die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern nach wie vor zu kurz kommt. Doch der Verwaltung scheinen die Hände gebunden. Jedenfalls dann, wenn sie die Förderung der Baumaßnahme durch den Freistaat von knapp einer Million Euro nicht verlieren will.
Anwohner wollen
mehrere Plateaus
Mattias Roser hört sich müde an. Vom ständigen Diskutieren, Nachfragen und Erklären. Seit 15 Jahren wohnt der Landschaftsarchitekt in der Mangfallstraße. Seit sieben Jahren setzt er sich – gemeinsam mit den Mitgliedern des Bürgerforums Aisingerwies-Oberwöhr –für weniger Lärm und mehr Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern in der Straße ein.
„Viele Autofahrer halten sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung“, klagt Roser. Daran ändere auch die Tempo-30-Regelung nichts. Er kritisiert, dass zu wenig Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden, fordert deshalb bauliche Maßnahmen. Er spricht von Zebrastreifen, schlägt bremsende Plateaus an mehreren Stellen vor.
Maßnahmen, die bereits in der Vergangenheit immer wieder diskutiert worden sind. 2014 einigten sich die Stadträte dann sogar auf sogenannte Tempobremsen: eine Mittelinsel im Übergang zur Mangfallbrücke sowie drei Plateaus. Doch dieser Beschluss ist mittlerweile wieder vom Tisch. Denn die Regierung von Oberbayern hatte als zuständige Aufsichts- und Förderbehörde andere Pläne.
Heißt konkret: Die Stadt Rosenheim behält die Finanzhilfe in Höhe von knapp einer Million Euro für den Ausbau nur dann, wenn sie die Arbeiten genauso ausführt, wie sie die Regierung vorschreibt. Und das heißt eben ohne bauliche Maßnahmen. „In der Stellungnahme zum Zuwendungsantrag wurden Plateaus von der Regierung als förderschädlich angesehen“, bestätigt die Stadt auf Nachfrage.
Für die Anwohner ist das ein herber Rückschlag und ein Grund, warum ein Großteil nicht dazu bereit ist, ihre Grundstücke an die Stadt abzutreten. „Das ist das einzige Druckmittel, das wir als Anwohner noch in der Hand haben“, sagt Markus Schmidhuber, ebenfalls Mitglied im Bürgerforum Aisingerwies-Oberwöhr.
Viele Anwohner seien nur dann bereit, Grund abzugeben, wenn „mehr für die Sicherheit der Schwächeren gemacht wird“. Das habe man der Stadt auch so mitgeteilt.
Die Stadt wiederum braucht die zusätzlichen Grundstücksflächen für einen regelkonformen Ausbau der Gehwege. Eine schwierige Situation, eine Einigung schien nicht in Sicht. Umso überraschter waren die Anwohner laut Mattias Roser, als der Ausbau vor einigen Wochen doch begonnen hat.
Grünen-Chef Franz Opperer verlangt nach einer Erklärung. Nachdem er sich die Pläne angeschaut hatte, musste er feststellen, dass ein Teil des Gehwegs im Bereich der Agilolfingerstraße gerade einmal eine Breite von 70 Zentimetern hat. „Da würde ein Rollstuhlfahrer einfach runterfallen“, sagte Opperer in der jüngsten Sitzung des Stadtrates.
Anpassung der
Planung wird geprüft
Die Stadt teilt mit, dass die Entwurfsplanung, die von der Regierung geprüft und als förderfähig angesehen wurde, durchgehend beidseitige Gehwege mit einer Breite zwischen 1,60 und 2,20 Meter vorsieht. Nur an einigen Teilabschnitten gebe es Abweichungen. Das Tiefbauamt prüfe eine Anpassung der Planung und stehe mit der Regierung von Oberbayern in Kontakt.
„Die Straße kann nicht so gebaut werden. Das ist vollkommen absurd und nicht zeitgemäß“, sagt Mattias Roser. Er habe deshalb, so sagt er selbst, um einen Termin im Rathaus gebeten. Er sei nach wie vor bereit, einen Teil seines Grundstücks an die Stadt abzugeben. Gleiches gelte für einen Großteil der anderen Anwohner. Aber eben nur dann, wenn die weitere Planung sicherstelle, dass Tempo 30 eingehalten werde.
Es bleibt zu befürchten, dass sich die Stadt Rosenheim auf diesen Vorschlag nicht einlassen wird. Denn das würde bedeuten, dass sie die Förderung in Höhe von rund einer Million Euro verliert.