Rosenheim – Im Städtischen Museum Rosenheim hat jedes der gut 4000 Museumsstücke seine Geschichte. Längst ist noch nicht alles erzählt. Die Serie „Exponate im Rampenlicht“ beleuchtet einzelne Ausstellungsstücke aus einem neuen Blickwinkel.
Auf den ersten Blick sieht die Lavabo-Schüssel unscheinbar aus. Eines fällt aber auf, die beiden Henkel sind nach innen ausgerichtet. Aus heutiger Sicht ergibt das keinen Sinn. Aber in der Zeit, in der dieses Geschirr benutzt wurde, war das eine brillante Erfindung, weiß Museumsleiter Walter Leicht. „Zum Einsatz kam es nur in gehobenen Haushalten. Wurden dort Gäste bewirtet, bot man diesen darin nach der gemeinsamen Mahlzeit Wasser zum Waschen ihrer Hände an“, erklärt er.
Man muss wissen, erst im 18. Jahrhundert wurde Besteck Mode und dann auch erst einmal nur bei wohlhabenden Familien. Die Lavabo-Schüssel, die im Städtischen Museum Rosenheim ausgestellt ist, stammt aus dem 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war es noch in allen gesellschaftlichen Schichten üblich, mit den Händen zu essen. Der Vorteil einer Waschschüssel, deren Henkel nach innen zeigen: sie konnte bequem vor sich am Bauch getragen werden. Außerdem konnte man sie seinen Gästen reichen, ohne mit deren Händen in Berührung zu kommen.
Heutzutage sind kaum noch derartige Schüsseln erhalten. Das Exponat im Städtischen Museum ist damit etwas Besonderes. „Darum beneiden uns viele Museen“, so Leicht. Zu verdanken ist dieser „Schatz“ dem beeindruckenden Fundus an alten Keramikscherben, die 1992 beim Abbruch des Fastlingerhaus am Max-Josefs-Platz zutage kam. Seit dem Mittelalter floss dort der innere der beiden Stadtgräben. Dieser wurde im Lauf der Jahrhunderte mit Abfall verfüllt, darunter auch ausrangiertes und zerbrochenes Geschirr.
Der Beruf des Hafners (Töpfer) hat in Rosenheim eine lange Tradition. Der erste nachgewiesene Hafner hieß Hans Koch. 1549 wird sein Name in einem Ratsprotokoll genannt. Seine Werkstatt befand sich in der heutigen Ruedorfferstraße 2. Bis 1974 wurde dort das Handwerk ausgeübt. Karin Wunsam