Kolbermoor – Schmieden ist Tanz und Musik. Vor allem aber ist es gute Laune. Das wissen alle, die die 13. Schmiede-Biennale besucht haben.
Dass Schmieden Tanz ist, hat der Niederländer Kees Klaassen nicht nur gesagt. Die vielen Besucher, die sein Eck im Schmiedezelt belagerten, haben es gesehen: Leichtfüßig sprang der Mann mit der Wikingerstatur, ausgestattet mit einem Gerät, das einem Presslufthammer ähnelte, um ein winziges Werkstück herum, um daraus einen ebenso kleinen, fast filigranen Portraitkopf zu gestalten.
„Für mich
ist das Musik“
All seine Kollegen bewegten sich nicht weniger geschmeidig. Und dass Schmieden keinen Lärm macht, betonte Pfarrer Maurus Scheurenbrand. Er schaute mehrmals bei der Biennale vorbei und sagte: „Für mich ist das Musik.“
Und wenn man den rhythmischen Tonwechsel hörte, wenn zwei Schmiede zusammen ein Werkstück bearbeiteten, musste man ihm recht geben. „Musik ist es auch deswegen“, so fügte Pfarrer Scheurenbrand hinzu, „weil ich weiß, dass dahinter fröhliche und gut gelaunte Menschen stecken, die mit ganzem Herzen bei der Sache sind“.
Und das waren sie in der Tat, die Schmiede aus ganz Deutschland, aus der Schweiz, den Niederlanden, Österreich und sogar aus dem Niger. Die ganze Biennale im Grunde ein einziges fröhliches „Familientreffen“, bei dem jeder miteinbezogen wurde.
Etwa Andy Lindner, selbst Schmied. Er war eigentlich nur gekommen, um sich in einem Workshop bei Helmut Brummer in die Geheimnisse der Metallhärtung einweisen zu lassen. Eh er sich versah, war er in die Biennale integriert und half, einen Phoenix aus der Asche herzustellen, eines der Werkstücke, die am letzten Tag versteigert wurden.
Manches Kunstwerk wurde aber auch verschenkt. Etwa der Schmetterling von Lotte Prank. Er war ihr Werkstück bei der „Ladies Night“ am Freitag, bei der vier Schmiedinnen am Werk waren. Spontan geschenkt bekam ihn Waltraud Binder, die den Schmetterling eigentlich nur bestaunen wollte. Sie gab ihn weiter an ihren Sohn Martin und meinte, „er hat ihn verdient, denn er war es, der heute unbedingt hierher wollte“.
„Ladies Night“ war
einer der Höhepunkte
Die „Ladies Night“ ist zweifellos einer der Höhepunkte der Biennale: Sie zeigte, dass die Frauen den Männern hinsichtlich ihrer Arbeit in nichts nachstanden. Der weibliche Schmiede-Nachwuchs ist übrigens gesichert. Das lassen nicht nur die vielen Mädchen erhoffen, die bei den ausgebuchten Veranstaltungen „Schmieden mit Kindern“ dabei waren. Es zeigt sich auch in der Person der zehnjährigen Lena Wagner.
Sie hat in der elterlichen Spenglerei Feuer gefangen und nutzte auf der Biennale jede Möglichkeit zur „Weiterbildung“. Etwa bei René Soller, der an seinem Stand demonstrierte, wie man in der Schweiz Kuh- oder Schafsglocken herstellt.
Mit ihm zusammen schmiedete Lena Wagner einen Nagel für die Nagelstöcke, die normalerweise im Rathaus vor dem Büro von Bürgermeister Peter Kloo stehen und in denen sich alle teilnehmenden Schmiede nach jeder Biennale verewigen. Johannes Thomae