Kolbermoor – Der Siedlungsdruck steigt. „Nicht nur wegen des Zuzugs, sondern vor allem, weil sich das Wohnverhalten verändert hat“, betont Bürgermeister Peter Kloo. Ein Haus sei heute nicht mehr das Domizil einer Großfamilie wie einst. Der Trend zu Haushalten mit weniger Personen führe dazu, dass die Bevölkerung insgesamt mehr Wohnfläche beanspruche. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes standen im Jahr 1965 pro Einwohner 22,3 Quadratmeter zur Verfügung. Inzwischen liegt die Pro-Kopf-Wohnfläche bei 49 Quadratmetern. „Das zeigt, dass wir allein aufgrund dieser Tatsache circa 100 Prozent mehr Wohnfläche brauchen, den Zuzug nicht mitgerechnet“, erklärt der Bürgermeister.
Pro-Kopf-Fläche hat
sich verdoppelt
Die Bautätigkeit in die Außenflächen zu verlagern und auf der grünen Wiese zu bauen, vernichte nicht nur landwirtschaftlich genutzte Flächen, sondern erfordere auch eine komplett neue Infrastruktur. „Wir haben keine größeren Wohnbauausweisungen, weil die Außenbereiche Kolbermoors Außenbereiche bleiben, und sich die Stadt innerhalb ihrer Grenzen entwickeln soll. Deshalb wird bei uns nachverdichtet und höher gebaut“, erläutert Kloo die Philosophie der Stadt. Beispiele dafür sind nicht nur die Neubauten im Spinnerei- und Conradty-Park, sondern auch die Siedlungen im Norden. In den 1930er- und 50er-Jahren waren die Parzellen hier bis zu 2000 Quadratmeter groß. Ein Blick aus der Vogelperspektive des Bayern-Atlas zeigt, dass es heute nur noch vereinzelte weitläufige Grundstücke gibt, denn es wurde bereits stark nachverdichtet.
Eine innerstädtische Baulücke wird auch in der Gärtnerstraße geschlossen: In neun dreistöckigen Mehrgeschossbauten soll dort bedarfsorientierter Raum für verschiedenste Ansprüche entstehen: 60 Wohnungen für Familien und alleinstehende Personen. Richtfest wurde kürzlich an der Forellenstraße 3 und 4 gefeiert, wo in zwei Gebäude jeweils zwölf Wohnungen gebaut werden. Soziales Wohnbauland für sogenannte Einheimischenmodelle bietet Kolbermoor nicht an: „Wir haben Grundstücke für Schulen, Kindertagesstätten, Straßen, Parks, Friedhöfe und Fußballplätze, aber wir haben kein freies, verfügbares Land für Wohnbau“, erklärt der Bürgermeister. Schon aus diesem Grund funktioniere das Einheimischenmodell in Kolbermoor nicht, denn: „Wir müssten Grund zu den aktuellen Preisen mit etwa 1150 Euro pro Quadratmeter kaufen. Wie sollen wir da Grundstücke zu sozial verträglichen Preisen weiterverkaufen?“
Wo Wohnen
noch bezahlbar ist
Kolbermoor setzt auf bezahlbares Wohnen in Mehrfamilienhäusern. Etwa 380 städtische Wohnungen gibt es bereits. Weitere werden in den nächsten Jahren geschaffen. So wird der sogenannte Invalidenbau an der Unteren Mangfallstraße 11 gerade entmietet. „Wir haben den Leuten alternativen Wohnraum angeboten“, informiert der Bürgermeister. In wenigen Monaten laufe der letzte bestehende Mietvertrag aus. Dann werde das Gebäude abgerissen. Über das kommunale Wohnraumförderprogramm soll hier ein Mehrfamilienhaus mit 20 bis 25 Wohneinheiten entstehen. Auch im geplanten Gewerbegebiet in der Schwaig sollen am Übergang zum bestehenden Wohngebiet mehrere Gebäude über das Wohnbauförderprogramm errichtet werden. Kathrin Gerlach