Ein Leben für das Café Neu in Pang

von Redaktion

Wirtin erinnert sich anlässlich ihres 90. Geburtstags an ihr legendäres Lokal

Pang – Im Kreise ihrer Familie begeht heute die einstige Wirtin des legendären Restaurant-Café Neu in Pang bei großer Zufriedenheit ihren besonderen Jubiläumsgeburtstag. 1932 in Pullach bei Bad Aibling geboren, hat sie die Zeiten um den Zweiten Weltkrieg immer noch deutlich vor Augen. Die Zeit bei den Großeltern und die Schulzeit am Hofberg, denn die Eltern waren Wirtsleut‘ des Gasthauses Kampen wand in Aschau. Als die ständigen Bombenangriffe den Besuch am Rosenheimer Gymnasium zu Nichte machten, kam sie in die Hotelfachschule nach Immenstadt und erlernte dort, unter anderem als Köchin, ihren Traumberuf.

Die Schuhe der
Gäste geputzt

Sie erinnert sich noch gut an die karge Nachkriegszeit. Bauern lieferten sporadisch Lebensmittel, damit eine Kochschule überhaupt stattfinden konnte. So begann dann für die 16-jährige Rosa bereits nach dem erfolgreichen Fachschulabschluss der Ernst des Lebens. Fleißig ging sie den Eltern in den Gaststätten in Aschau, dann in Grafing und letztlich beim Alten Wirt in Pang, heute Kirchenwirt, zur Hand. Lächelnd erinnert sie sich an die viele Arbeit, einschließlich des Putzens der Gastschuhe, die frühmorgens vor den Zimmertüren standen.

Als die Jubilarin und ihre Geschwister fast zeitgleich heirateten, betrieb der Vater als Metzgermeister nur noch die angegliederte Metzgerei vom Gasthaus. Rosa Neu erfüllte sich mit ihrem Mann Karl-Heinz, einem waschechten Westfalen, im Jahre 1959 den Traum eines eigenen Restaurants.

Sie erwarben dazu ein Anwesen am westlichen Ortsrand von Pang, damals noch mit einer öffentlichen Tankstelle davor.

Das war die Geburtsstunde des noch heute im Gedächtnis vielen Gästen haftenden Café Neu in Pang. Ein gewagter Schritt so ein außergewöhnliches Lokal zu eröffnen. Aber die fachlichen Voraussetzungen und die charmante Gastlichkeit der Jubilarin, zusammen mit einem Schuss rheinischen Humors des Ehemannes, zogen Gäste von nah und fern an. Das gastliche Haus erlebte eine großartige Blüte. Der Schlachttag, die gebratenen Hendl, die serbische Bohnensuppe, die Panger Bratwurst oder das sagenhafte Balkansteak, zogen Stammgäste aller Art bis weit über München hinaus an. Unzählige Familienfeste, ob Taufe, Hochzeiten oder Geburtstage wurden unter der Regie von den sympathischen Gastgebern Rosa und Karl-Heinz zu unvergesslichen Feiern. Ein sportliches Highlight waren die Fußballspiele des SV Pang gegen Schalke 04, welche der Westfale Karl-Heinz Neu als deren Fan organisierte – eine nie wiederkehrende Einmaligkeit. Bald folgte die bauliche Erweiterung und dann wurde im Jahre 1964 gar noch das Panger Volksfest, jeweils beginnend an Fronleichnam, aus der Taufe gehoben. Bis heute ist diese „Panger Wiesn“ nicht mehr aus dem Kalender regionaler Volksfeste wegzudenken. Leider kam der Tod von Karl-Heinz Neu dann 1984 viel zu früh. Zehn Jahre später übergab Rosa Neu an ihre mittlerweile im Gastgewerbe ausgebildete Tochter Bobby mit Ehemann und Koch Klaus Storch ihr Lebenswerk und zog sich in den verdienten Ruhestand zurück.

Umsorgt von
der Familie

Bis heute lebt sie im eigenen Hausstand, umsorgt von der Tochter und dem Schwiegersohn, sowie dem Enkel und den drei Urenkeln. Die Last unzähliger Arbeitsstunden hat sie in den vergangenen Jahren mit Reisen und Unternehmungen wettgemacht. Wenn auch das Café Neu heute Geschichte ist und am gleichen Ort das beliebte italienisches Restaurant „Da Marcello“ betrieben wird, fühlt sich die Jubilarin ihrem hohen Alter entsprechend gesundheitlich wohl, genießt ihren Lebensabend und ruft sich ihr schönes, wenn auch sehr arbeitsreiches Leben gerne in Erinnerung. Schließlich nennt sich die dem Haus in Pang Am Wasen Nr. 25 gegenüberliegende Bushaltestelle immer noch historisch „Café Neu“.

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