Rosenheim – Der 7. Oktober stand nun mal bereits eine Weile fest. Und weil der Termin nicht zufällig gewählt war – schließlich wird heute „das ganze Haus 20 Jahre alt“, wie Birgit Häfele von den Wendelstein Werkstätten erklärt – verschiebt man eine Eröffnung auch nicht, trotz des Hackerangriffs auf die Caritas. Das „ganze Haus“ sind die Werkstätten im Aicherpark. Heute kommt endlich wieder ein Laden hinzu.
Aber ob unter den Umständen alles fertig wird? „Nein, aber ich bin optimistisch, dass es schön wird“, sagt Häfele. Der Raum ist hell und groß, die Regale sind einfach, aber schick.
Von den Produkten gibt es schon einige zu bestaunen, etwa selbstgezogene, bunte Kerzen oder Karten mit Pflanzenmotiven, die per Offset gedruckt worden sind. Alle Motive haben die Mitarbeiter der Wendelstein Werkstätten selbst gestaltet.
Die Karten und Kerzen werden direkt im gleichen Gebäude hergestellt. Immer wieder kommt einer der Mitarbeiter in den noch geschlossenen Laden, um sich zu erkundigen, wie das mit dem Mittagessen jetzt funktioniert. Der Hackerangriff hat auch nicht vor Mittagspausen halt gemacht. Die elektronische Karte zum Bezahlen funktioniert nicht mehr, stattdessen verteilt Häfele nun Essensmarken.
Wie auch in den Werkstätten haben die Mitarbeiter im Laden psychische Beeinträchtigungen. „Die Mitarbeiter im Laden haben bereits Erfahrung im Verkauf vom Christkindlmarkt“, erzählt Häfele. Sechs werden im Verkauf arbeiten. Hinter dem Tresen wird es für die Angestellten einen kleinen Rückzugsraum geben, wenn die Belastungen zu groß werden. „Für die Menschen hier ist es auch toll, einfach in Kontakt treten zu können“, sagt Häfele. Aber der Laden ist kein karitativer Betrieb, „alles soll wirtschaftlich sein“, sagt Häfele.
Dass sie keine elektronische Werbung machen konnte, tut Häfele schon leid, aber sie bemüht sich, das Positive zu sehen: „Da können wir langsam anfangen. Unsere Produkte sind so gut, das funktioniert dann schon.“
Zum Beispiel die Designerlinie Side by Side, die ebenfalls nur wenige Meter entfernt gefertigt wird: Vom Notenständer über den Messerblock bis zum Gewürzregal gibt es allerlei Utensilien für den Hausgebrauch. Aber auch Lebensmittelöle gibt es zu erwerben, genau wie Likör.
Auch für den Aicher-Park als solchen ist die Neueröffnung ein Gewinn: „Das belebt das ganze Viertel“, sagt Harald Bühler, Sprecher der Interessensgemeinschaft Aicherpark. Er erwartet, dass der Laden Menschen anlockt, die sonst nicht kommen würden. Dazu käme eben der soziale Aspekt: „So soll es doch sein“, sagt Bühler, „das ist ja die Wirtschaft, die wir alle wollen“. Thomas Stöppler