Rosenheim/München – Die „Artmuc“-Kunstmesse findet von 7. bis 9 Oktober in München statt. Neben Künstlern aus ganz Europa präsentiert auch der Schloßberger Fabian Greiser (38) seine Werke. Bei einem Besuch in seinem Rosenheimer Atelier verrät er, welche Bilder er ausstellt und warum er sich für diese entschieden hat.
Fabian Greiser öffnet die Tür zu seinem Atelier in der Innstraße. Dahinter wartet eine Farbexplosion. Knalliges Grün mischt sich mit Rosa und Orange, Schwarz und Dunkelblau. Überall hängen Leinwände, stehen oder liegen auf dem Boden. Die geschwungenen Linien zeigen eine Comicfigur mit großen Augen, riesigen Schuhen und Händen mit vier Fingern. Um welchen Charakter es sich handelt, erkennen wohl nur Fans: Marvin, der Marsmensch von den Looney Tunes.
Alles für den
Blick auf die Venus
Im Original hat er einen schwarzen, runden Kopf und trägt einen Helm, der an den eines römischen Offiziers erinnert. Greiser hat sich von der Figur inspirieren lassen, die Chuck Jones für die Warner Bros Filmstudios erschaffen hat. Dem Künstler habe gefallen, dass Marvin die Welt in die Luft sprengen will, um einen besseren Blick auf die Venus zu haben. „Er handelt im ganz reinen ästhetischen Sinn“, sagt der Künstler.
Das hat er mit der Figur gemeinsam. Die Ästhetik bestimmt das Leben von Fabian Greiser. Schon vor seinem Kommunikationsdesign-Studium an der Akademie U5 in München habe er künstlerisch gearbeitet. Nach dem Basketball-Training habe er bis ein Uhr nachts gezeichnet, als Ausgleich zur körperlichen Aktivität.
Die viele Übung führte zum Erfolg. Seit zwölf Jahren ist Greiser als Designer selbstständig. Seit fünf Jahren betreibt er das Designstudio „x-height“ in Rosenheim.
Doch über die Jahre habe ihm das „freie Arbeiten“ gefehlt, er wollte neue Techniken testen. Der Entwurf beginne mit der Skizze auf Papier. Wenn er etwas für gut befindet, kommt es auf die Leinwand. Währenddessen höre er Musik, vor allem Künstler aus dem Hip-Hop-Genre. „Das Malen auf Leinwand hat eine andere Ehrlichkeit“, sagt Greiser. Er könne nichts rückgängig machen, wie beim Zeichnen auf dem Tablet. Zudem sei die Bewegung expressionistischer. Es tue gut in einen „flow state“ einzutauchen – ein Zustand, in dem er konzentriert ist und alles um sich herum vergisst. In der Kreation geht es laut Greiser immer auf und ab. „Ist das Bild fertig? Ist es jemals fertig?“, frage er sich oft.
Auch mit Typografie, also künstlerisch gestalteten Worten, hat Greiser gespielt. Während der Corona-Pandemie wollte er sich aber einer Figur widmen. Marvin habe in die Zeit gepasst, denn der Marsmensch hat keinen Mund. Während der Corona-Hochphasen sei das bei den Menschen ähnlich gewesen, schließlich habe jeder Maske getragen. „Da ist viel über die Augen passiert“, sagt Greiser.
Er sitzt an dem Tisch und zieht drei ähnliche Bilder heran – schwarze Linien im Graffiti-Stil auf grünem Hintergrund. Dass Betrachter nicht sofort erkennen, dass es sich um eine Figur der Looney Tunes als Graffiti handelt, ist beabsichtigt. Greiser wollte den „Verfremdungsgrad auf ein Maximum hochziehen“. Deshalb zeigen die Bilder oft nur Ausschnitte.
Diese darf er nun auf drei Metern Wandfläche auf der „Artmuc“ präsentieren. Die Veranstalter der Messe hätten Anfang Juli noch Künstler gesucht. Greiser hat ein Portfolio mit Fotos und Illustrationen eingereicht, Anfang Juli kam die Zusage. „Es freut mich sehr, dort auszustellen und die Kunst von Rosenheim nach München mitzunehmen“, sagt Greiser. Der Künstler habe die „Artmuc“ auch selbst oft besucht, wegen der breiten Vielfalt. Die Kunstmesse ist Greiser zufolge zu einer Institution geworden.
Gedanken mit
anderen teilen
Die „Artmuc“ ist nach Angaben von Veranstalter Raiko Schwalbe eine „Entdeckermesse und Verkaufsplattform für zeitgenössische Kunst, die man sich auch leisten kann“. Der Kunstmarkt habe sich gut entwickelt, trotz der Pandemie und der aktuell wirtschaftlich unsicheren Zeit. „Wir wollen die aktuellen Entwicklungen und Strömungen aufzeigen“, sagt Schwalbe.
Um den Austausch geht es auch Fabian Greiser: „Das sind meine Gedanken, die ich gerne teile.“