Das Alte Sudhaus erstrahlt wieder

von Redaktion

Bis 1997 wurde hier noch Bier gebraut, dann war es im Alten Sudhaus der Fischküche an der Herzog-Otto-Straße lange Zeit still. Nun wurde das Innere aufwendig wieder hergerichtet. Das OVB durfte einen exklusiven Blick hineinwerfen.

Rosenheim – „Wir haben eigentlich gleich nach der Übernahme im Februar des vergangenen Jahres losgelegt, aber es hat bis jetzt gedauert“, berichtet Gregor Speckbacher von der Fischküche in Rosenheim über die Arbeiten im Lokal. „Aber alleine das ganze Gerümpel, mit dem das Gebäude vollgestopft war, herauszuschaffen, hat wochenlang gedauert“, erzählt er. „Dann galt es nach jahrelanger Vernachlässigung da drin wieder alles sauber zu bekommen.“

Der letzte
Feinschliff fehlt noch

Das umfasste nicht nur, dem Staub und Dreck Herr zu werden, sondern auch dem Rost und der Korrosion, welche sich überall auf den metallischen Oberflächen – insbesondere der Brauanlage – breitgemacht hatten. „Das war eine Herkulesaufgabe für sich. Und das alles natürlich gemäß der Vor- und Maßgaben des Denkmalschutzes, an die wir uns genau gehalten haben“, so Speckbacher.

Er steht im Inneren des Alten Sudhauses. Noch ist nicht alles komplett fertig. Die neuen Sitzecken sind im Wesentlichen zusammengebaut, manches braucht aber noch den letzten Feinschliff. In einer Ecke stehen eng zusammengerückt eine ganze Reihe von Maschinen. „Das sind die alte Flaschenverkorkungsanlage, die Flaschenwaschmaschine und weiteres Zubehör des Brauereibetriebs, welches wir mit der restlichen Einrichtung erhalten werden. Wir suchen aber noch einen abschließenden Platz dafür.“

Über allem thront der mächtige Braukessel, der wieder hübsch hergerichtet ist mit seiner Holzverkleidung und den stolz leuchtenden Messingbauteilen. Über eine schmale Treppe und einen nur wenig breiteren Metallsteg kann man an der wuchtigen Anlage entlangklettern und -gehen. Hähne, Schalter und mächtige Ventile scheinen nur darauf zu warten bedient zu werden, um den Braubetrieb wieder aufzunehmen.

„Der Erhalt der historischen Braueinrichtung und der Räumlichkeiten und dass diese nun der Öffentlichkeit zugänglich sein werden, liegt uns sehr am Herzen“, betont Flötzinger-Geschäftsführer Lorenz Stiglauer. „Anders als in einem Museum kann man dort auch alles anfassen.“

Wie das Stadtarchiv Rosenheim berichtet, hatte der Aiblinger Baumeister Johann Meishammer ab 1905 an der Ecke Herzog-Heinrich-Straße (heute Gillitzerstraße)/Herzog-Otto-Straße das Gebäude der heutigen Fischküche errichtet. Vom Besitzer der Flötzinger-Brauerei, Josef Krichbaumer, wurde 1907 dann das „reale Bierwirtschafts-, Garkoch-und Metzgerrecht“ gepachtet, als Pächter Benedikt Bierbichler gewonnen und das Gasthaus nahm als „Rosenheimer Volksstüberl“ den Betrieb auf.

Bierbichler war Fischermeister und legte daher Wert auf Fisch als wesentlichem Bestandteil der Speisekarte, was den Namenszusatz „Fischküche“ für den Betrieb ergab, der heute alleiniger Name ist. Bierbichler hatte aber auch das Weißbierbrauen erlernt und ließ dafür eigens das Sudhaus erbauen. Einer seiner beiden Söhne machte sich später mit einer eigenen Fischhandlung selbstständig. Aus dieser ging der bis heute bestehende Fisch- und Lebensmittelgroßhandel Bierbichler hervor.

Sudhaus kann wieder
besichtigt werden

Bis Ende der 90er-Jahre blieben Gasthaus und Brauerei ein Familienbetrieb, dann ging das Eigentum des Hauses an die Brauerei Flötzinger, welche seitdem auch das „Bierbichler“ braut.

Nun erstrahlt das Sudhaus wieder im alten Glanz und kann wieder besichtigt werden. Überhaupt ist Wirt Vitus Mitterfellner nicht müßig gewesen, seit er Anfang des vergangenen Jahres den Betrieb übernommen hat. Zwischenzeitlich wurde der Biergarten immer weiter ausgebaut und verschönert.

Namhafte Betriebe aus dem Stadtgebiet haben inzwischen ihre eigenen, individuellen Stammtisch-Taferl in verschiedenen Ecken. Demnächst wird es im Biergarten auch ein- und ausfahrbares Stoffdach geben, sodass der Betrieb unabhängig von der Witterung laufen kann. „Wie gesagt, alles immer unter den wachsamen Augen und im Einklang mit dem Denkmalschutz“, betont auch Wirt Mitterfellner. Die Mitterfellners sind Urgesteine der Rosenheimer Gastronomie. Die Familie führte von 1922 bis 2012 das „Duschl“ am Max-Josefs-Platz. Vitus Mitterfellner selbst hat seit 38 Jahren bereits das „Valentino“, das ebenfalls am Max-Josefs-Platz ist.

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