Rosenheim – Die Freude von Thomas Vodermayer war nur von kurzer Dauer. Erst vor einigen Monaten erfuhr der Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses an der Innstraße von den Plänen des Fahrradbeirats. Dessen Mitglieder hatten vorgeschlagen, stadtauswärts einen Radfahrstreifen zwischen Chiemseestraße und Innlände einzurichten, um die Sicherheit für Radfahrer zu erhöhen. Für Autofahrer hätte dies bedeutet, dass sie künftig mit einem Fahrstreifen auskommen müssten.
Rückstaus bis zum
Ludwigsplatz?
„Diese Entscheidung hätte massive Folgen für den Verkehr sowie für ansässige Firmen“, kritisierte Vodermayer. Er erinnerte daran, dass es für Anlieferungen, Autotransporter und Paketdienste im Moment keine Möglichkeit zum Halten gebe. Aus diesem Grund würden sie oft eine der beiden Fahrspuren nutzen. Gebe es nur noch eine Spur, befürchtet Vodermayer Rückstaus bis zum Ludwigsplatz. Zwar wisse er, dass das Halten auf der Straße offiziell nicht gestattet ist, die Realität sehe aber oft anders aus.
Würde eine Spur wegfallen, könnten die Autotransporter zwar auf seinen Hof fahren, hätten dort aber keine Möglichkeit zum Wenden. „Er müsste rückwärts rausfahren. Dafür muss die Innstraße für zehn Minuten gesperrt werden. Das ist meines Erachtens schlimmer, als wenn nur eine Spur belegt ist“, sagt Vodermayer. Zumal der Geschäftsführer des Autohauses, der selbst in der Innstraße wohnt, davon überzeugt ist, dass der „Radweg stadtauswärts in keiner Weise gefährlich ist“. Das hätten ihm auch andere Anlieger, Anwohner und Geschäftsinhaber bestätigt.
Die wenigen Unfälle würden ihm zufolge nur deshalb passieren, weil Radfahrer auf der falschen Seite und dadurch auf dem Gehweg fahren. „Das sollte sanktioniert und damit unterbunden werden“, sagt Vodermayer. Statt eine Fahrspur wegfallen zu lassen, plädiert er dafür, die vorhandenen Radwege farblich hervorzuheben und mit Richtungspfeilen zu versehen. „Diese Maßnahme würde zu mehr Sicherheit führen als ein Radstreifen auf Fahrbahnhöhe“, ist der Geschäftsführer des Autohauses überzeugt. All diese Punkte hatte er Oberbürgermeister Andreas März (CSU) sowie Mitarbeitern der Verwaltung auch bei einem Ortstermin vor sechs Wochen deutlich gemacht.
Umso größer war seine Freude über die Entscheidung in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses. In dieser sprachen sich die Stadträte mehrheitlich gegen den geplanten Radfahrstreifen aus. Zum Unverständnis der Mitglieder des Fahrradbeirats, der Freien Wähler/UP sowie der Rosenheimer Grünen.
„Die beschlossene Variante widerspricht dem Radentscheid und den gängigen Regelbreiten zur Anlage von Radverkehrsanlagen“, sagt Peter Rutz, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Der Abschnitt zwischen Chiemseestraße und Innlände sei für die Fahrradsicherheit „besonders relevant“. Anders als Thomas Vodermayer sind die Grünen der Auffassung, dass die vielen Grundstückszufahrten entlang der Innstraße sowie die hohe Verkehrslast den Radverkehr durchaus gefährden.
Rutz kritisierte zudem, dass die Situation in der Innstraße bereits mehrfach diskutiert worden sei. Dabei ging es unter anderem um verschiedene Vorschläge, die vom Radentscheid eingebracht wurden. „Ausgangspunkt aller Überlegungen war, dass durch die Umwidmung einer stadtauswärts führenden Kfz-Spur in einen Radfahrstreifen eine deutlich erhöhte Sicherheit für Radfahrende möglich schien“, sagt Armin Stiegler vom Fahrradbeirat.
Nachdem eine Verkehrssimulation – die von der Stadt in Auftrag gegeben wurde – aufzeigte, dass auch mit nur einer Fahrspur stadtauswärts eine ausreichende Leistungsfähigkeit für den Autoverkehr gegeben ist, stand einer Umwidmung eigentlich nichts mehr im Weg. Dachten zumindest die Mitglieder des Fahrradbeirats. Abgestimmt wurde während der Sitzung des Verkehrsausschusses jedoch über eine komplett neue Variante. „Die wurde vorher noch nie besprochen“, kritisierte Peter Rutz.
Auch Olaf Fröhlich, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Rosenheim, kann die Entscheidung des Verkehrsausschusses nicht nachvollziehen: „Bisher hat mir noch niemand erklären können, wie es dazu kam, dass von den Vorschlägen vom Frühjahr der Verwaltung, der Fachleute und des Fahrradbeirats nichts übernommen wurde.
Die Aussagen aus den Reihen der CSU, für die Fahrradfahrer sei eh alles soweit ganz gut, kann er überhaupt nicht nachvollziehen: „Der Stadtrat möchte sich fahrradfreundlich nennen, so geht es aber in die falsche Richtung“, so Fröhlich.
Peter Rutz hat nun, gemeinsam mit 13 Stadträten aus den Reihen von Grünen, FDP, Freien Wählern/UP und ÖDP, einen Quorumsantrag gestellt – also einen Antrag auf Nachprüfung – und damit vorerst den Beschluss gekippt. In der Sitzung des Stadtrats am morgigen Mittwoch, 18. Oktober, soll das Thema erneut diskutiert werden.
Diskussion im
Stadtrat erwartet
Auf eine andere Entscheidung hofft dann auch Armin Stiegler. „Einen Erhalt der Vierspurigkeit sehen wir als Rückschritt an in dem Bemühen, die Fahrradfreundlichkeit in Rosenheim zu erhöhen“, sagt er. Doch genau dieses Argument will Thomas Vodermayer so nicht gelten lassen. „Ein neuer Radstreifen würde die Sicherheit nicht erhöhen“, sagt der Geschäftsführer. Es gebe Stellen in der Stadt, an denen es überhaupt keine Radwege gibt. Hier bedürfe es einiger Nachbesserungen. Die Situation in der Innstraße läuft in seinen Augen gut. Ob die Stadträte die Meinung des Geschäftsführers teilen, wird sich am Mittwoch zeigen. Beginn der Sitzung ist um 17 Uhr.