Rosenheim – Dass es ein langer Abend werden könnte, ahnte Oberbürgermeister Andreas März gleich zu Beginn der Bürgerversammlung für die Stadtmitte im Gasthaus Zum Johann Auer am Dienstag. Es sei eine „umfangreiche Tagesordnung“ mit Themen, Fragen und Problemen der Bürger zusammengekommen. Und er sollte Recht behalten: Erst nach rund drei Stunden war auch das letzte der über 20 offenen Themen geklärt – die zum Teil hitzig diskutiert wurden.
Eines davon war, wie es auf dem Bahnhofsgelände Süd in Zukunft weitergeht. Dort plant die Stadt, eine Flüchtlingsunterkunft in Containerbauweise als Erstaufnahmeeinrichtung für 150 Geflüchtete zu bauen, teilte März mit. „Damit soll auch die Luitpoldhalle endlich wieder dauerhaft für den Schul- und Vereinssport frei werden“, sagte der Oberbürgermeister. Das sei bisher aufgrund der hohen Zahl an neuen Geflüchteten „zum Leidweisen der Schüler und Sportler aussichtslos“. Mit der Fertigstellung der Einrichtung werde im Spätsommer/Herbst 2024 gerechnet.
Parkplatzsituation
liegt vielen im Magen
Allerdings sei die Aufnahmestelle nur eine Zwischenlösung, bis auf dem südlichen Bahnhofsgelände die geplanten neuen Wohnanlagen gebaut werden. Dafür sei man schon in Gesprächen mit dem Bundeseisenbahnvermögen, das zum Bund gehört und Eigentümer der Fläche ist, sowie der Deutschen Bahn. „Die Verhandlungen sind aber sehr mühsam“, so März.
Länger gedauert hat auch die Umwandlung der Weinstraße in eine Fußgängerzone. Zum einen hätten viele Meinungen „unter einen Hut gebracht werden müssen“ und zum anderen hätten die neue Regelung am Anfang noch nicht alle Autofahrer mitbekommen. Inzwischen seien die Bußgeldbescheide aber deutlich zurückgegangen.
Dem widersprach eine Anwohnerin der Weinstraße: „Durchgefahren wird trotzdem noch und noch schlimmer ist inzwischen die Parkplatzsituation.“ Vor allem die Anwohnerparkplätze seien fast immer durch fremde Fahrzeuge belegt. Der Oberbürgermeister versprach, dass die Verwaltung sich das nochmals anschauen werde und im Zweifel auch vermehrt kontrollieren wird. Und er ergänzte: „Beschwert euch dann aber nicht, wenn mehr kontrolliert wird.“
Damit war das Thema Parkplätze aber noch nicht beendet. Eine Anwohnerin aus der Salinstraße beschwerte sich, dass man dort keine Parkmöglichkeit mehr findet – trotz Anwohnerausweis. Grundsätzlich sei der Verkehr in der Salin- und Reifenstuelstraße – insbesondere am Abend aufgrund von schnell fahrenden lauten Autos – seit dem nächtlichen Durchfahrtsverbot in der Münchener Straße schlechter geworden. In erster Linie wünschte sie sich aber, dass die Stadt das Parken in den Parkhäusern günstiger macht oder für Rosenheimer einen bezahlbaren Dauerparkausweis zur Verfügung stellt. „Sonst haben wir gar keine Chance mehr, was zu finden“, befürchtete die Frau.
Ein Jahresparkausweis
für Mitarbeiter?
Vor allem, wenn demnächst auf der Loretowiese Parkgebühren anfallen. Es war das Stichwort für eine der längsten Diskussionen des Abends. Ein Bürger berichtete, dass zwei Tage nach Bekanntwerden der Pläne gleich mehrere Mitarbeiter gekündigt hätten. „Die Gebühren treffen die Leute, die die Stadt am Laufen halten“, sagte er. Deshalb brauche es für das Klinikpersonal, Polizei und Mitarbeiter im Einzelhandel dringend eine Lösung. Dafür gab es lauten Applaus der anderen Gäste. Und Möglichkeiten gebe es schließlich genügend. „Man könnte den Arbeitnehmern die Parkgebühren am Jahresende wieder zurückzahlen“, schlug ein anderer Mann vor. Dem entgegnete Andreas März, dass ein Jahresparkausweis für Mitarbeiter auf der Loretowiese denkbar wäre. „Da sind wir aber noch nicht so weit.“
Für ähnlich viel Aufregung sorgten die jüngsten Diskussionen über den Grünen Markt am Ludwigsplatz. Dabei wurde unter anderem gefordert, dass mithilfe einer Beratungsfirma für Stadtentwicklung, Regionalentwicklung und Marketing ein neues Konzept zur Gestaltung des Marktes entwickelt wird. „Diese Überlegung in sowieso schon schwierigen Zeiten für die Marktbetreiber ist nicht gut“, sagte ein Standinhaber. Zudem stellte er infrage, ob ein „Fremder“ wirklich besser beurteilen könne, was der Grüne Markt braucht, als Einheimische. „So schlecht machen wir das nicht“, fügte er hinzu.
Das wollte der Oberbürgermeister nicht bestreiten. „Es sind bisher nur Gedanken, wie sich der Markt weiterentwickeln und etablieren kann. Passiert ist damit noch gar nichts“, sagte März. Dennoch solle die Organisation des Grünen Marktes nicht mehr wie bisher beim Ordnungsamt der Stadt liegen. „Dafür ist eine Behörde zu schwerfällig.“ Wie es in Zukunft weitergeht, soll nun in einem Arbeitskreis mit allen Beteiligten geklärt werden.
Baldige Entscheidung
über Biotonne
Auch über die Biotonne soll bald entschieden werden. Deshalb informierte der Oberbürgermeister nochmals, dass voraussichtlich am 9. Juni 2024 darüber abgestimmt werden kann. Auch im Straßenverkehr soll sich in den kommenden Jahren einiges verändern. „Zunächst einmal wird Ende Dezember ein Großteil der Bauarbeiten in der Fußgängerzone in der Münchener Straße fertig – mit neuen Bäumen, Sitzmöglichkeiten und Weihnachtsbeleuchtung“, berichtete März.
Darüber hinaus werde die Kufsteiner Straße ausgebaut. Allerdings sei noch nicht klar, wann die Bauarbeiten beginnen, da die Deutsche Bahn erst die Eisenbahnunterführung erneuern müsse. Zudem werde der Verkehr dann größtenteils über die Westtangente umgeleitet, die auch erst fertig werden muss. In der Küpferlingstraße soll hingegen zeitnah ein durchgehender Fahrradschutzstreifen angebracht werden, sobald die Parkmöglichkeiten für die Anwohner geklärt sind.
Am Schluss der Bürgerversammlung verwies Andreas März darauf, dass – trotz der vielen diskutierten Themen – „Rosenheim eine Stadt ist, in der es sich gut leben lässt“. Und die Verwaltung versuche „nach bestem Wissen und Gewissen“, dass das so bleibe, auch wenn der ein oder andere auch mal enttäuscht würde.