Blick auf eines der ersten Museumsobjekte

von Redaktion

Von Epochen und Artefakten Über die Geschichte eines Rosenkranzes aus dem Santa-Haus – Herausragendes Stück in der Sammlung

Rosenheim – Die „Städtischen Sammlungen Rosenheim“ (Stadtarchiv, Städtisches Museum, Holztechnisches Museum und Städtische Galerie) gestalten und bewahren mit ihren spezifischen Sammlungsschwerpunkten das kulturelle Gedächtnis der Stadt.

In dieser Serie wird regelmäßig ein ausgewähltes Objekt aus den Sammlungen im Detail vorgestellt. In diesem Beitrag schauen wir in das Städtische Museum Rosenheim.

Zumindest ein Rosenkranz fand sich um 1900 sicherlich noch in jedem katholischen Haushalt in Rosenheim. Er diente beim Rosenkranzgebet als Zählhilfe: für jede kleine Perle wurde ein „Ave Maria“, für jede große ein „Vaterunser“ gebetet. Es gab Rosenkränze aus verschiedensten Materialien, aber nur wenige waren so kostbar wie der hier Abgebildete aus dem Bestand des Städtischen Museums Rosenheim.

Dieser Rosenkranz ist aus feinstem, vermutlich in Schwäbisch Gmünd gefertigtem Silberfiligran und Holzperlen mit Perlmutteinlagen. Er trägt acht Anhänger, zum Teil aus gefassten Goldmünzen, die älteste von 1724. Alleine das Filigrankreuz am Ende ist schon fast handgroß. Gefertigt wurde er wohl Mitte des 18. Jahrhunderts.

Aber nicht nur wegen seiner Größe und der wertvollen Materialien nimmt dieser Rosenkranz eine herausragende Stelle in der Sammlung des Städtischen Museums ein. Er zählt auch zu den ersten Stücken, die für das neu gegründete Museum gesammelt wurden. Und er kam auch nicht aus einem einfachen Haushalt ins Museum.

1894 hatte der Glasermeister Joseph Gietl im Magistrat den Antrag gestellt, ein Städtisches Museum in Rosenheim zu gründen. Der Magistrat stimmte zu, der damalige Bürgermeister Wüst unterstützte das Vorhaben. Zügig wurde eine Museumskommission gegründet, die sich für das Mittertor als Standort entschied. Doch dann geriet das Vorhaben bis März 1895 ins Stocken, da das federführende Kommissionsmitglied Anton Blank erkrankte und kurz danach verstarb.

Aber am 4. März 1895 tagte die Museumskommission wieder, nachdem vonseiten des Stadtmagistrates der Weinwirt und Magistratsrat Simon Fortner (1831-1913) als neuer Verwalter aufgestellt worden war. Jetzt kam Schwung in die Sache. Die Kommission bezog vier Räume im Mittertor und rief die Rosenheimer dazu auf, dort für das neue Museum interessante Objekte abzugeben. Die Kommissionsmitglieder suchten auch selbst aktiv nach Objekten und gingen mit gutem Beispiel voran.

Eines der ersten Objekte, das im von Simon Fortner geführten Eingangsbuch für das Museum eingetragen wurden, war „ein alter Rosenkranz aus der Familie Santa, Perlmutter und Filigranarbeit mit acht Medaillons, gegeben von Simon Fortner senior, Verwalter des Museums“.

Der Vater von Simon Fortner, ein Landwirt aus Högering, hatte 1836 in zweiter Ehe Walburga, die Witwe des Weinwirtes Franz Anton Santa, geheiratet und war zu ihr ins Santa-Haus am Max-Josefs-Platz 20 gezogen. Sein Sohn aus erster Ehe, der fünfjährige Simon, kam mit ihm, wuchs im Santa-Haus auf und übernahm 1853 das Anwesen, die Weinwirtschaft und damit auch das im Haus befindliche Erbe der Familie Santa. So kam der alte, wertvolle Rosenkranz, den er schließlich 1895 dem neu gegründeten Städtischen Museum schenkte, in seinen Besitz.

Mehr zur Gründung und Geschichte des Städtischen Museums in den letzten 130 Jahren gibt es ab Juni 2025 in einer kleinen Sonderausstellung. Lydia Zellner

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