Rosenheim/Kolbermoor – Kristina Laux und ihre beiden Kinder hatten am Dienstagmorgen gleich mehrere Schutzengel. „Wir hatten richtig viel Glück“, sagt sie am Telefon. Die 35-Jährige war mit dem Lastenfahrrad unterwegs, ihre beiden Kinder – fünf und sechs Jahre alt – saßen vorne. Den Regenschutz hatte Laux vor der Fahrt noch nach unten geklappt, der Kälte wegen.
Vollbremsungen
im Wochentakt
Von Kolbermoor ging es über die Äußere Münchener Straße in Richtung Innenstadt. „Der Kindergarten hatte zu, deswegen hatte ich beide Kinder“, sagt Laux. Viermal in der Woche radelt sie nach Rosenheim. Dreimal, um ihren Sohn zur Therapie zu bringen, ein- mal für die Arbeit. „Jede Woche muss ich mindestens eine Vollbremsung machen, weil ich von Bus- oder Lkw-Fahrern übersehen werde“, sagt sie am Telefon.
Passiert sei in den zwei Jahren, seit sie das Lastenrad besitzt, jedoch noch nie etwas. Bis jetzt. Denn als sie am vergangenen Dienstag gegen 8.45 Uhr in der Äußeren Münchener Straße, auf Höhe der Straße Am Gries, über die grüne Ampel fuhr, wurde ihr Lastenfahrrad von einem Lkw erfasst. „Der 38-jährige Lkw-Fahrer aus Tuntenhausen wollte nach rechts abbiegen und hat die Radfahrerin übersehen“, bestätigt Polizeihauptkommissar Robert Maurer.
Es kam zum Zusammenstoß, das fast 100 Kilogramm schwere Lastenfahrrad kippte daraufhin auf die Seite. Nur der montierte Regenschutz sorgte dafür, dass die beiden Kinder nicht auf die Straße fielen.
Große Sorge
um die Kinder
„Ein Mann hat mir dann gleich dabei geholfen, das Fahrrad wieder aufzustellen“, erinnert sich Kristina Laux. Sie selbst sei geschockt gewesen, habe sich vor allem um ihre Kinder gesorgt – die durch den Zusammenstoß aber unverletzt blieben. Der Lkw-Fahrer sei sofort ausgestiegen, habe Laux die Nummer seiner Versicherung geben wollen, um seine Fahrt anschließend fortzusetzen.
Doch die 35-Jährige wählte die Nummer der Polizei. Während sie auf die Einsatzkräfte wartete, bemerkte sie Blut an ihrem Fuß. „Das ist mir tatsächlich erst nach sechs Minuten aufgefallen“, sagt sie. Sie wurde sofort versorgt und im Anschluss in die Notaufnahme des Krankenhauses gebracht – auch, weil die junge Mutter über Übelkeit klagte. „Das war aber vermutlich nur der Schock“, sagt sie.
Zwei Stunden später wurde sie wieder entlassen – mit Schürfwunden und einem geprellten Fuß. „Ich bin so froh, dass meinen Kindern nichts passiert ist“, wiederholt Kristina Laux und lobt die Einsatzkräfte, die sich mit voller Hingabe um ihre Buben gekümmert hätten. „Sie haben Kuscheltiere bekommen und durften mit mir in den Krankenwagen“, sagt die Mutter.
Ihr Lastenrad hat sie mittlerweile zur Reparatur gebracht. Es wird wohl noch einige Tage dauern, bis sie es wieder benutzen kann. Denn – auch das steht für die junge Mutter fest – von dem Unfall verunsichern lassen will sie sich nicht. Im Gegenteil. Sie plädiert für mehr Rücksichtnahme im Verkehr, wünscht sich, dass man mit einem Lastenfahrrad nicht sofort verurteilt wird. „Ich wurde in den vergangenen Jahren immer wieder schlimm beschimpft“, sagt sie am Telefon. Nachvollziehen kann sie das nicht. Sie hat selbst einen Führerschein, weiß, dass es auch Radfahrer gibt, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten. Trotzdem verstehe sie nicht, wieso Radfahrern „so oft die Vorfahrt genommen wird“. Zumal Autofahrern ja bewusst sein müsste, dass Lastenfahrräder aufgrund ihres Motors deutlich schneller sind als normale Räder.
„Ausgerechnet vergangenen Dienstag habe ich nicht über meine linke Schulter geschaut“, sagt Kristina Laux. Kurz wird sie still am Telefon. Dann fügt sie hinzu: „Aber die Ampel war grün.“ An beiden Fahrzeugen entstand laut Polizei ein Sachschaden von einigen hundert Euro. Gegen den Lkw-Fahrer wurde ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet. Das könnte eine Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren als Folge haben.
Kreuzung ist ein
Unfallschwerpunkt
„Bei der Stelle handelt es sich um einen Unfallschwerpunkt“, sagt Hauptkommissar Robert Maurer. Heißt: Innerhalb eines Jahres ist es zu mindestens drei Unfällen mit Verletzten gekommen. Vor allem beim Abbiegen kommt es Maurer zufolge immer wieder zu gefährlichen Situationen.