Rosenheim – Irgendwann war die Hoffnung weg. Kein Bangen mehr, kein Glaube mehr, „Resi“ lebend wiederzusehen. Die Katze war verschwunden. Spurlos, von einem Tag auf den anderen. „Nach vier oder fünf Monaten haben wir aufgegeben, nach ihr zu suchen“, sagt die 22-jährige Frau aus Bad Aibling, der „Resi“ gehört. Sie will zwar anonym bleiben, die Geschichte ihrer Familienkatze möchte sie trotzdem erzählen.
Katze von einem Tag auf den anderen weg
An einem Tag im Februar 2024 sei es gewesen, als „Resi“, eine achtjährige, dreifarbige Katze, nach einem Spaziergang durch Bad Aibling nicht mehr nach Hause gekommen war. „Sie ist sehr zutraulich und ist sehr viel draußen unterwegs, einmal war sie auch in einer Garage eingesperrt“, sagt die Aiblingerin am Telefon. So habe sich die Familie zunächst auch nicht viel dabei gedacht. „Sie ist ja sonst auch immer wieder heimgekommen“, erinnert sich die 22-Jährige. Nur dieses Mal eben nicht.
Tierwahrsagerin
soll „Resi“ aufspüren
Spätestens nach ein paar Tagen kam ihnen die Sache komisch vor. Die Familie fing an, an jeder Ecke nach „Resi“ zu suchen. An ihren Lieblingsplätzen, in der Nachbarschaft – ohne Erfolg. Überall hätten sie herumgefragt. „Wir haben sogar beim Bauhof geschaut, weil die ja öfter mal tote Tiere zum Beispiel vom Straßenrand mitnehmen“, erzählt die 22-Jährige. Auch Aufrufe in den sozialen Medien und Beiträge auf Internetseiten für vermisste Tiere hätten nichts gebracht. „Niemand hat sie gefunden oder irgendwo gemeldet.“
Umso mehr wurde der Familie klar: „Resi“ kommt nicht wieder. Die Zeit sei sehr hart gewesen. „Man hofft ja doch, dass sie plötzlich wieder vor der Tür steht oder auf einem ihrer Plätze liegt“, erinnert sich die 22-Jährige. Selbst der Hund der Familie, der sich mit „Resi“ gut verstanden hat, habe die Katze immer wieder im Haus gesucht. „Der war ganz traurig, weil die beiden normal immer zusammen gespielt und gekuschelt haben.“
Zwischenzeitlich sei die Verzweiflung so groß gewesen, dass die Familie zu außergewöhnlichen Methoden griff. „Meine Mama ist zu einer Tierwahrsagerin gegangen“, sagt die 22-Jährige und muss lachen. Die hätte anhand eines Fotos von „Resi“ die Vermutung aufgestellt, dass die Katze nach einem Streit mit Mardern weggelaufen sei. Und die Wahrsagerin war sich auch sicher: „Resi“ lebe noch. Das habe der Aiblinger Familie zumindest ein bisschen Hoffnung gegeben. Gehört haben sie von „Resi“ aber auch in den Monaten danach nichts – der Vierbeiner blieb spurlos verschwunden. Bis vor ein paar Wochen. „Ende Juni klingelte plötzlich das Handy von meiner Mama und eine Tierärztin war dran“, erzählt die 22-Jährige. Die Überraschung: In deren Praxis sei gerade jemand mit „Resi“ aufgetaucht.
Was danach passierte, sei „echt verrückt“ gewesen, sagt die junge Frau aus Aibling. Von der Tierärztin hätte die Familie eine Adresse bekommen, wo die Katze abzuholen ist: mitten in Rosenheim, in einem Studentenwohnheim in der Nähe der Hochschule, rund 7,5 Kilometer Luftlinie von dem Haus in Bad Aibling entfernt. Weil ihre Mama gerade im Urlaub war, fuhr die 22-Jährige sofort dorthin. Und bei ihrer Ankunft war klar: Es war wirklich „Resi“.
Unverständnis –
aber große Freude
Die wartete dort bei einem Studenten-Pärchen in einer der Wohnungen. „Bei den beiden war die ‚Resi‘ auch die eineinhalb Jahre davor“, sagt die 22-Jährige. Die Studenten hätten ihr erzählt, dass ihnen „Resi“ eines Tages im Umfeld der Wohnanlage aufgefallen sei. Da die Katze nicht mehr weggegangen sei, hätten sie das Tier irgendwann gefüttert und bei sich aufgenommen.
Weil das Studenten-Paar jetzt aber vor einem Umzug stand, fuhren sie mit der Katze zum Tierarzt – um herauszufinden, wem das Tier gehört. Wegen der Tätowierung im Ohr und des kleinen Chips unter der Haut mit den Informationen zum Tier konnte schnell die Familie aus Bad Aibling ausfindig gemacht werden. Dass die Studenten erst so spät versucht haben, zu schauen, wem die Katze gehört, findet die 22-Jährige ein bisschen enttäuschend.
„Resi“ bekam einen anderen Namen
Noch komischer sei für sie gewesen, dass „Resi“ inzwischen einen französischen, männlichen Namen erhalten hatte. Trotzdem wolle die 22-Jährigen den beiden keinen großen Vorwurf machen. „Der ‚Resi‘ ging es dort gut, die hat wunderbar ausgeschaut und wir waren einfach froh, dass sie wieder da ist“, sagt die junge Aiblingerin. Zudem die Studenten auch an der Katze hingen. „Zum Abschied haben sie sich noch einen Pfotenabdruck als Erinnerung gemacht“, erzählt die 22-Jährige.
Wie „Resi“ von Bad Aibling in den Rosenheimer Norden kommen konnte, bleibt allerdings genauso ungeklärt, wie die Frage, warum die Studenten sich nicht eher gemeldet haben. „Wahrscheinlich ist sie aus Versehen in ein Auto gestiegen“, vermutet die Besitzerin. Inzwischen ist „Resi“ wieder zu Hause. „Die ersten Minuten war sie ein bisschen komisch, dann ist sie aber sofort wieder zu ihrem Futterplatz gelaufen und zum Kuscheln gekommen.“
Dennoch will die junge Frau appellieren, Fundtiere sofort bei einem Tierarzt überprüfen zu lassen. „Für die Familien hängt da viel dran“, sagt sie. Genauso sieht das Andrea Thomas, Vorsitzende des Rosenheimer Tierschutzvereins. Ihrer Einschätzung nach sind in den vergangenen Jahren rund 20 bis 30 Prozent der verschwundenen Katzen irgendwann anderen Menschen „zugelaufen“. „Eine Seltenheit sind solche Fälle nicht“, sagt Thomas. Daher sei jeder Finder verpflichtet, zumindest das Tierheim zu informieren – am besten mit einem Foto. „Wir können das dann auf unseren Seiten und auf Facebook und Instagram veröffentlichen“, betont die Vorsitzende.
Appell an die Finder von Haustieren
Zudem das Behalten eines fremden Tieres immer auch eine Unterschlagung und damit eine Straftat sein kann. Ob dies der Fall ist, müsse aber immer einzeln geprüft werden und eine rechtliche Bewertung sei nicht immer ganz einfach, erklärt Polizeihauptkommissar Robert Maurer. Daher könne er auch zu dem Einzelfall nicht viel sagen.
Bei der Aiblinger Familie überwiegt allerdings sowieso die Freude darüber, dass „Resi“ wieder da ist. Über alles andere wollen sie sich keine großen Gedanken machen. „Mit diesem Happy End haben wir ja nicht gerechnet“, sagt die 22-jährige Besitzerin.