Corona-Variante „Nimbus“ verbreitet sich

von Redaktion

Steigende Zahlen – Kaum schwere Verläufe – Experten bleiben gelassen

Rosenheim – Es begann mit Schwindel und Unwohlsein. Gefolgt von Fieber und Schüttelfrost. „Ich hatte um die 39 Grad“, sagt ein Rosenheimer, der anonym bleiben möchte. Tagelang habe er nur im Bett liegen können. Er klagte über ständige Kopfschmerzen trotz Schmerzmitteln. Nach vier Tagen erst verbesserte sich sein Zustand. „Mir ging es wirklich schlecht“, sagt er. Sein Hausarzt vermutet, dass es sich aufgrund der Symptome um eine Corona-Infektion handeln könnte. Einen Test machte er nicht.

Wie dem jungen Rosenheimer dürfte es derzeit einigen Bürgern aus dem Landkreis gehen. Denn neue Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen, dass die Variante NB.1.8.1, auch unter dem Namen „Nimbus“ bekannt, auf dem Vormarsch ist. Grund zur Sorge gibt es jedoch trotzdem nicht. Das unterstreicht Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamts Rosenheim.

„Trotz zunehmender Nachweise wird vom RKI in Deutschland derzeit weiterhin kein erhöhtes Risiko für die öffentliche Gesundheit gesehen“, sagt er auf OVB-Anfrage. Zwar liegen für die Region Rosenheim keine variantenspezifischen Untersuchungsergebnisse vor, Hierl geht jedoch davon aus, dass das Vorkommen dem in Deutschland entspricht.

Bisher wurden
81 Fälle gemeldet

Ein Blick auf die Zahlen bestätigt das. „Im Jahr 2025 wurden dem Gesundheitsamt bis zur 32. Kalenderwoche 81 Fälle gemeldet. Im vergangenen Jahr waren es zum selben Zeitraum noch 475 Fälle“, sagt er auf OVB-Anfrage. Ein Grund hierfür sei die starke Grippewelle in diesem Frühjahr, die das Coronavirus etwas verdrängt hatte. Über die Hälfte der Fälle – also 49 – ereigneten sich Hierl zufolge im ersten Quartal 2025. Zum Vergleich: 2024 waren es zum gleichen Zeitpunkt 329 Fälle.

„In den letzten Wochen wurden zwischen einer und drei Infektionen pro Woche gemeldet“, sagt der Gesundheitsamt-Leiter. Von den insgesamt 81 Fällen waren sechs unter 18 Jahren, 17 Infektionen ereigneten sich im Alter zwischen 18 und unter 60 Jahren und der Großteil der Fälle (58) entfiel auf die Altersgruppe 60 und älter. Neun Patienten mussten aufgrund ihrer Corona-Erkrankung ins Krankenhaus gebracht werden, einer musste beatmet werden.

„In der Regel lagen bei den Meldefällen aber keine schweren Verläufe vor“, sagt Hierl. Er vermutet jedoch, dass die Fallzahlen mit Beginn des Rosenheimer Herbstfestes und der kalten Jahreszeit wieder ansteigen werden. Alles in allem ließen sich die Corona-Meldezahlen jedoch nicht mehr mit denen aus der Pandemie vergleichen.

Das unterstreicht auch Sebastian Engelhardt, Leiter der Klinischen Infektiologie im Rosenheimer Romed-Klinikum. „Insgesamt ist die aktuelle Lage in allen vier Romed-Häusern entspannt“, sagt er auf OVB-Anfrage. Auch im Klinikum werde – bis auf wenige Ausnahmen – nicht auf Varianten getestet. Derzeit gibt es nur neun Proben, die auf der bayerischen Plattform zur Überwachung von Influenza und Corona-Varianten hinterlegt sind.

Diese Proben zeigen, dass derzeit vornehmlich die Varianten Omikron XFG und NB 1.8.1 (Nimbus) vertreten sind. „Durch die gegenwärtig gute Immunität der Bevölkerung durch Impfung oder durchgemachte Infektionen ist nicht anzunehmen, dass die momentan vorherrschenden Varianten schwerere Verläufe auslösen als die aus dem Vorjahr“, sagt Engelhardt. Eine erhöhte Ansteckungsrate lasse sich anhand der aktuellen Zahlen nicht ableiten.

Zwei Patienten
stationär behandelt

Zurzeit werden in den Romed-Kliniken zwei Patienten stationär behandelt, bei denen eine Corona-Infektion nachgewiesen werden konnte. „Im Vergleich zum Vorjahr sind wir aber deutlich unter den Fallzahlen“, sagt der Leiter der Klinischen Infektiologie.

Ein „Aber“ gibt es dennoch: Das Abwassermonitoring in München zeige einen leichten Anstieg von Coronaviren. „Auf mögliche Veränderungen in den kommenden Wochen sind wir vorbereitet und beobachten die Lage fortwährend“, fügt Engelhardt hinzu.

Von „keinem großen Thema“ spricht Dr. Michael Iberer, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Rosenheim. Die Atemwegsinfekte seien auf einem typisch niedrigen Sommerniveau. „Eine Sommerwelle, wie in den vergangenen Jahren, gab es bisher nicht. Warten wir die Wiesn ab, dann werden wir sehen, wie gut die Immunität noch ist“, sagt Iberer.

Um sich vor einer Ansteckung zu schützen, empfiehlt Sebastian Engelhardt, bei Erkältungssymptomen zu Hause zu bleiben oder Abstand zu halten. „Bei Covid-19 handelt es sich nicht um eine harmlose Erkältungskrankheit“, sagt Gesundheitsamt-Leiter Hierl. Die Wahrscheinlichkeit, schwer an Corona zu erkranken, steige mit dem Alter stetig an. Bestimmte chronische Vorerkrankungen können das Risiko zusätzlich erhöhen.

Hierl rät Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung für einen schweren Covid-19-Verlauf, sich – wie von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen – jährlich im Herbst eine Impfung mit empfohlener Variantenanpassung verabreichen zu lassen.

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