Rosenheim – Sonnenbrille, zurück gegelte, schwarze Haare, viele Tattoos und silberne Ringe an den Fingern: Anhand des Erscheinungsbilds würde man nicht darauf tippen, dass Fenzl zwei Jahre lang klassische Musik gemacht hat. Aber das war ihm zufolge auch nicht seine Musik. Fenzl mag eine Mischung aus Rock und Pop – das Wichtigste dabei: Die Leute müssen dazu feiern können.
Dadurch, dass es zum Feiern einlädt, wird es sein Lied „Bierdringa“ auch in die Top drei beim Wettbewerb „A Liad für d‘ Wiesn“ geschafft haben. Dabei konnte er sich unter 155 Bewerbern durchsetzen. Sein Song hat glücklicherweise auch die Voraussetzungen zur Teilnahme erfüllt: Das Lied muss von einer Wiesnkapelle spielbar sein und darf nicht vor August letzten Jahres erschienen sein. Jetzt kämpft er um den Sieg.
Im bisherigen Wettkampf hat er sich auch gegen alte Bekannte durchgesetzt: Django 3000. Er selbst ist Mitbegründer der Band und hat den Aufstieg miterlebt. „Da ging es von heute auf morgen los und ich habe nur noch gespielt und getourt“, sagt Fenzl. Doch 2017 ist er aus der Band ausgetreten und hat das Soloprojekt Fenzl gegründet. Er veröffentlichte erste Songs und suchte sich für die Tour eine Band: einen Schlagzeuger, einen Posaunisten, einen Gitarristen und er selbst am Kontrabass.
Der Kontrabass ist das Instrument, das er schlussendlich für sich entdeckt hat. Als kleiner Junge wollte er unbedingt Gitarre spielen, nachdem er einen Film mit Elvis Presley gesehen hatte. Doch seine Eltern forderten ihn auf, zunächst mit dem Instrument vorliebzunehmen, das schon daheim war: ein Hackbrett. „Zwei Jahre habe ich Hackbrett gelernt, um dann mit sieben Jahren meine Gitarre zu bekommen. Seitdem habe ich nie aufgehört zu spielen“, erzählt der 47-Jährige. Er lernte E-Gitarre und spielte in seiner Jugend in verschiedenen Bands. Als es dann aber in das Berufsleben gehen sollte, forderten seine Eltern von ihm einen offiziellen Berufsabschluss. „Da habe ich mir den Weg über die Musik gesucht“, sagt Fenzl. Er besuchte die Berufsfachschule für Musik in Altötting, wo er auch aufgewachsen ist. „Dann bin ich zur Musikschule und musste Klassik spielen. Also Konzertgitarre. Das war eine ganz andere Welt“, erzählt Fenzl. Doch als Musiker selbst ist die Klassik nicht seins. Ihm zufolge haben die Lehrer in der Berufsfachschule bereits festgestellt, er sei ein ‚Jazzer‘.
Jazz sei mehr sein Stil, deshalb auch der Kontrabass. „Jazz gehört eher zu dem Bereich der Musik, in dem ich mich bewege. Denn es ist auch im Rock und Pop beheimatet“, sagt Fenzl. So begann er nach seinem Berufsabschluss als „Leiter im Laienmusizieren“ ein Studium an der Musikhochschule in Würzburg im Jazz-Kontrabass. Sein damaliger Privatlehrer glaubte erst nicht daran, dass er die Aufnahmeprüfung schaffen würde. „Ich hatte erst wenige Stunden am Kontrabass gehabt, aber die Prüfung gespielt und es auch geschafft. Das hat Gott sei Dank funktioniert“, erzählt Fenzl. Bis 2006 studierte er Musik und tritt seitdem auf Bühnen auf oder unterrichtet in Gitarre und Kontrabass.
Zurzeit tourt er mit „Fenzl und Band“. Im letzten Jahr standen sie bereits zur Herbstfestzeit in der Auerbräu-Festhalle und durften unter anderem ihren Song „Bierdringa“ spielen. Denn das Lied hat Fenzl nicht erst für das Oktoberfest-Voting geschrieben. „Unter dem Produzieren von neuen Liedern hat sich der Song bei mir eingeschlichen. In meinem Kopf war immer wieder die Textzeile: Heid gemma no a Bier dringa. Sog da Resi, dass ma sicha kemman. Was dadn sonst der Wirt denga, wenn mia heid miteinander ned amoi a Bier dringa.“ Zu der Textzeile kam dann noch passende Musik, die zum Tanzen und Feiern einlädt und fertig war „Bierdringa“.
Es kann noch bis zum 15. September abgestimmt werden, dann steht der Sieger von „A Liad für d‘ Wiesn“ fest. Doch es kann sein, dass „Bierdringa“ schon davor auf dem Rosenheimer Herbstfest läuft. „Es wurden Arrangements für Wiesnkapellen von den drei Final-Songs geschrieben und an sämtliche Herbst- und Volksfeste geschickt“, sagt Fenzl. Ein Live-Auftritt von Fenzl und seiner Band auf dem Rosenheimer Herbstfest steht aktuell noch nicht fest, aber er kann sich vorstellen, dass vielleicht noch eine Anfrage kommt.