Überraschende Zahlen nach Apotheken-Crash

von Redaktion

Frau rast mit Auto in Verkaufsraum – Einer von bereits über 380 „Rückwärts-Unfällen“ in diesem Jahr

Rosenheim – Wirklich viel erinnert nicht mehr an die dramatischen Szenen, die sich am vergangenen Montag im Rosenheimer Norden abgespielt haben. Die Glasscherben sind weg, die zerstörten Möbel und die beschädigte Ware weggeräumt und sogar ein paar provisorische Regale sind bereits aufgestellt.

Noch vor einem Tag sah es in der Römer-Apotheke an der Ebersberger Straße ganz anders aus. Gegen 10.30 Uhr krachte am Montagvormittag eine 59-jährige Frau mit ihrem Mercedes rückwärts in den Verkaufsraum – und hinterließ eine Spur der Verwüstung.

Betrieb läuft
bereits wieder

Inzwischen läuft der Betrieb in der Apotheke wieder. Und bis auf die massiven gelben Holzbretter und Platten, die das große Loch in der Fensterfront bedecken, und die fehlende Wand im Verkaufsraum sieht es fast aus wie immer. Bereits gegen 8 Uhr seien am gestrigen Dienstag kurz nach Öffnung schon wieder die ersten Kunden gekommen. „Es läuft eigentlich alles so, wie an einem gewöhnlichen Dienstag“, berichtet eine Mitarbeiterin, die lieber anonym bleiben möchte, auf OVB-Anfrage.

Der Unfall sei dennoch das bestimmende Thema. „Es sprechen uns viele Kunden darauf an. Entweder, weil sie es in der Zeitung gelesen oder im Radio gehört haben oder am vergangenen Montag eigentlich etwas kaufen wollten“, sagt die Mitarbeiterin. Und es gebe sogar ein paar wenige, die nur wegen des Unfalls vorbeikommen. „Einer hat sogar angerufen und wollte bloß wissen, ob das ein Automatik-Auto war“, berichtet die Apotheken-Mitarbeiterin. Die meisten seien aber sehr mitfühlend und froh, dass die Apotheke wieder offen hat.

Öffnung nur dank
großer Teamleistung

Dass das keine 24 Stunden nach dem spektakulären Unfall überhaupt möglich gewesen ist, sei auch eine Teamleistung gewesen. „Wir haben bis spät am Abend aufgeräumt, es sind auch Leute gekommen, die an dem Tag gar nicht zum Arbeiten eingeteilt waren“, lobt die Mitarbeiterin. Schließlich sei man neben dem Verkauf auch ständig damit beschäftigt, weiter aufzuräumen, neu einzurichten und zu prüfen, welche Waren jetzt nachbestellt werden müssen. Alles sei noch ein wenig provisorisch.

Dennoch überwiege die Erleichterung, dass niemand verletzt wurde. „Es geht allen soweit gut, das ist das Wichtigste“, sagt die Mitarbeiterin der Römer-Apotheke. Sie sagt aber auch: Der Vorfall steckt dem Team tief in den Knochen. „Das ist brutal, es müssen sich erst mal alle wieder ein bisschen sortieren“, betont sie.

Inzwischen liegen auch der Polizei neue Erkenntnisse zum Unfall vor. „Beim Rückwärtsfahren verlor die Fahrerin nach ihren Angaben die Herrschaft über ihr Fahrzeug“, teilt Hauptkommissar Robert Maurer mit. Es könne sein, dass die 59-Jährige beim Rückwärtseinparken das Gas und die Bremse verwechselte und daher plötzlich Vollgas gab. Mit hoher Geschwindigkeit krachte die Frau dann durch eine Hecke in die Fensterfront der Apotheke und blieb dort erst im Verkaufsraum stehen.

Sachschaden von
weit über 100000 Euro

Die Wucht des Aufpralls war dabei enorm. Nach ersten Schätzungen belaufe sich der Sachschaden am Gebäude auf rund 100000 Euro, berichtet Maurer. Da die 59-Jährige auch das Auto neben ihr berührte, sei zudem an den beiden Fahrzeugen ein Schaden in Höhe von rund 25000 Euro entstanden. „Gegen die Unfallverursacherin wurde ein Verwarnungsverfahren eingeleitet“, teilt der Polizist weiter mit. Eine Seltenheit seien solche Unfälle aber nicht, sagt Robert Maurer. Im März 2025 landete ein älterer Mann mit seinem Fahrzeug auf der Terrasse eines Rosenheimer Lokals, 2024 krachte eine Autofahrerin in ein Möbelgeschäft in der Isarstraße.

„Falsch-Fahrer“
häufiger als gedacht

Und auch Fehler beim Rückwärtsfahren führen nicht selten zu Unfällen, berichtet der Hauptkommissar. Das gehöre zu den insgesamt 49 Unfallursachen, in welche sämtliche Verkehrsunfälle bei der Polizei eingeordnet werden.

Im Zuständigkeitsbereich der Rosenheimer Polizei passierten in diesem Jahr bereits 382 Unfälle beim Rückwärtsfahren. Während dazu auch „kleinere Unfälle“ ohne Bußgelder gehören, seien bei acht von den Unfällen auch Menschen verletzt worden – einer sogar schwer, sagt Maurer. Der geschätzte Sachschaden der Unfälle liege bei rund 300000 Euro. Gravierende Schäden – wie im Fall der Römer-Apotheke – kämen aber nicht oft vor.

Dort ist man froh, dass allmählich wieder der Apotheken-Alltag zurückkehrt. Auch wenn es wohl noch eine ganze Zeit dauern wird, bis alle Schäden wieder behoben sind.

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