Sao Paulo – Ein bewaffneter Raubüberfall auf einen Teambus von Mercedes hat die Formel 1 erschüttert und erneut eine Sicherheitsdiskussion rund um den Großen Preis von Brasilien entfacht. „Das passiert hier jedes Jahr“, schrieb Mercedes-Star Lewis Hamilton am Samstag bei Twitter. Der Brite war selbst nicht in dem Van, der von den Räubern aufgehalten worden war. Hamilton bezog aber klar Stellung: „Die Formel 1 und die Teams müssen mehr tun. Es gibt keine Entschuldigungen!“
Es geschah am Freitagabend, als der Kleinbus mit acht Insassen das Autodromo Jose Carlos Pace im Stadtteil Interlagos Richtung Hotel verließ. Mit vorgehaltenen Waffen – nach Angaben von Hamilton sollen auch Schüsse gefallen sein – wurden einige der Insassen gezwungen auszusteigen und sich auf den Boden zu legen. Einem soll eine Waffe an den Kopf gehalten worden sein. „Es ist erschütternd, das zu hören“, schrieb Hamilton.
Den Teammitgliedern wurden Wertsachen, Smartphones und auch die Reisepässe gestohlen. Mercedes lässt nun die Ersatzpässe, die jedes Teammitglied hat, aus Europa einfliegen. „Am Wichtigsten ist aber, dass alle unverletzt sind“, sagte ein Teamsprecher. Einen versuchten Überfall mit Waffen gab es zudem auf einen Wagen mit Mitgliedern des Automobil-Weltverbandes. Ein FIA-Sprecher, der sich selbst in dem Wagen befand, bestätigte dies.
Solche Vorfälle bei den GP-Rennen in Brasilien sind nicht neu. Sie ereignen sich immer wieder in dem extrem dichten Verkehr, in dem man kaum eine Möglichkeit hat, mit dem Auto oder Kleinbus zu entkommen.
2010 war das dem Fahrer des damaligen McLaren-Piloten Jenson Button aber gelungen, bei einem Überfall auf der Rückfahrt von der Strecke zum Hotel. „Ich habe einen Hund gesehen, der sehr putzig war. Das nächste, was ich sah, war ein Mann mit einer Waffe“, hatte Button damals erklärt. Verletzt wurde auch damals niemand.
Nach dem Überfall am Freitag auf den Kleinbus des Mercedes-Teams wurden die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Rennstrecke drastisch erhöht. „Es sah aus, als sei Bürgerkrieg ausgebrochen, so viel Polizei war unterwegs, als wir zu Strecke kamen“, berichtete Mercedes-Teamchef Wolff am Samstagabend. Er erklärte weiter: „Es sollte eigentlich nicht so sein, dass wir gepanzerte Autos, Waffen und Beamte brauchen, um sicher von der Strecke zum Hotel zu kommen. So sind aber die Umstände.“ dpa