München – Sehnsüchtiges Warten auf den 1. Dezember? Kennt jedes Kind. Und kennen jetzt auch die Löwen. Nicht etwa wegen des weißblauen Adventskalenders (Restposten bei Ebay), dessen erstes Türchen am Freitag zu öffnen ist. Sondern: Weil Felix Weber und Co. nur noch 90 Minuten gegen Schalding-Heining absolvieren müssen, eben an diesem 1. Dezember – dann ruht der Ligabetrieb bis Ende Februar und die Löwen können endlich in Ruhe ihre Akkus aufladen.
Dass das nötig ist, war auch am Sonntag zu sehen, beim mageren 1:1 gegen die roten 1860er aus Rosenheim. Wie fast immer zuletzt wirkte das Spiel der Blauen schwerfällig und wenig inspiriert. Es passte ins Bild, dass das rettende Ausgleichstor per Gewaltschuss fiel (Köppel aus 20 Metern). Die Leichtigkeit, die Daniel Bierofkas Löwen im Sommer zu manch rauschhaftem Sieg getragen hatte, ist schon länger dahin. Nicht aber die Zuversicht, die der Trainer gestern umso demonstrativer zur Schau trug.
„Die Jungs haben einen guten Job gemacht“, schrieb der Projektleiter Wiederaufstieg den Seinen in ihr vorgezogenes Zwischenzeugnis. Sportlich konnten sich die Löwen als Klassenprimus profilieren. Die drittmeisten Tore aller Regionalligisten geschossen (46), die wenigsten kassiert (16) – alles soweit top. Wichtige „Kopfnoten“ wie Arbeitseinstellung und Sozialverhalten fielen ebenfalls zu seiner Zufriedenheit aus. Leichte Abstriche waren bei den letzten Arbeitsproben zu machen (nur sieben Punkte aus sechs Spielen). Aber, so Bierofka: „Wenn mir im Sommer jemand gesagt hätte, dass wir zu diesem Zeitpunkt vier Punkte vor Nürnberg stehen, dazu sechs vor Ingolstadt und den Bayern, dann hätte ich das sofort unterschrieben.“
Viel Lob also für die, mit denen er täglich zu tun hat. Und trotzdem wirkt der Trainer nicht uneingeschränkt glücklich in diesen Tagen. Den Grund für seine gedämpfte Grundstimmung verpackte er in drei Fragen, die er vortrug, als er im wärmenden Fanshop zu den Reportern sprach: „Wie soll das weitergehen hier? Was hat man für Perspektiven? Wie soll es in zwei Jahren ausschauen, wie in fünf Jahren?“
Durchaus berechtigte Fragen von jemandem, der nach eigener Auskunft „jeden Tag ans Maximum“ geht. Bierofka betonte, dass er das grundsätzlich gerne macht, „für meine Jungs, die Fans, den Verein“. Noch besteht offenbar kein Anlass zur Sorge, er könnte es mal leid sein, sich für diesen gespaltenen Klub aufzureiben. Aber: Er hätte halt schon mal gerne ein paar Auskünfte. Oder wie Bierofka es formuliert: „Dass man mal ganz klar eine Richtung vorgibt, an der wir uns orientieren können.“
Angesprochen fühlen dürfen sich vor allem zwei Personen: Präsident Robert Reisinger, über den Bierofka sagt: „Wir sehen uns ab und zu bei den Spielen, da begrüßen wir uns – und das war’s dann.“ Er appellierte aber auch „an die Ismaik-Seite“, mit der er bisher über Mittelsmann Anthony Power kommuniziert. „Ich kann Herrn Ismaik auch direkt anrufen, aber das wird nichts bringen. Am Ende sind es die beiden Gesellschafter, die zusammenkommen müssen.“ Bierofkas Vorschlag wäre: „Beide Seiten sollten sich mal zusammensetzen und versuchen, einen gemeinsamen Weg zu finden. Versuchen, sage ich. Ob sie’s dann schaffen, das weiß ich nicht.“ Was er aber ahnt: „Es ist aus meiner Sicht der einzige Weg, zu Lösungen zu kommen.“
Bis es soweit ist, bleiben die Löwen ein leichtes Opfer – auch für den FC Bayern, der in Person von Karl-Heinz Rummenigge ein paar Kübel Spott über der Grünwalder Straße ablud und den „heißen Atem“ der roten Reserve ankündigte. „Was Herr Rummenigge sagt, ist genauso wichtig, wie wenn in China ein Radl umfällt“, ätzte Bierofka gekonnt zurück: „Das waren absolut populistische Aussagen – auch mit dem Flutlicht. Ich weiß nicht, ob man das als Weltverein nötig hat, auf einen Klub zu treten, der am Boden liegt. Das ist für mich auch eine gewisse Stilfrage.“
Macht man nicht – schon gar nicht vor der Adventszeit.