Leverkusen – Selbst bei einem nahezu gläsernen Verein wie dem FC Bayern gibt es Momente, in denen die Öffentlichkeit staunend innehält und feststellen muss: Das ist jetzt aber neu. Am Freitag gab es so einen Moment in Leverkusen – genau genommen gleich zwei. Zunächst begann Sven Ulreich seine Ausführungen zu Franck Ribery damit, dass er ihn mehrfach als „der Franky“ betitelte. Man kennt den Franzosen eher als „Frooonck“, aber gut – je näher man ihm steht, desto leichter mag einem die Koseform über die Lippen gehen. Bemerkenswerter war die zweite Aussage des Torhüters: „Ich glaube, dass er noch ein oder zwei Jahre bei Bayern spielen kann.“
Die Zukunft des Franzosen ist im Umfeld ein großes Thema. Bisher ging es dabei immer nur darum, ob Ribery, der im April 35 wird, ein weiteres Jahr bleiben darf. Auf die Idee, gar ein zweites in den Raum zu stellen, ist bis Freitag niemand gekommen. Zu anfällig ist der Körper des Linksaußen mittlerweile, der längst nicht mehr so unwiderstehlich an seinen Gegenspielern vorbeizieht wie in jüngeren Jahren. In Leverkusen war das Spiel der Bayern anfangs deutlich linkslastig, was Ribery viele Aktionen bescherte. Weil er dabei aber auch etliche Bälle verlor, verlagerten die Gäste das Gewicht zunehmend.
Diese Szenen rückten nach dem Spiel in den Hintergrund, weil ein einziger Augenblick alles überstrahlte. Nach knapp einer Stunde ließ sich Ribery von niemandem aufhalten und erzielte das 2:0. Sein Jubel wirkte danach so grimmig und verbissen, dass nur engste Freunde in diesem Moment auf die Idee gekommen wären, ihn „Franky“ zu rufen. Weil er dabei auf das Vereinswappen auf seiner Brust zeigte, brauchte man keine Psychologie-Studium, um seine Gedanken zu erahnen. Er würde schon sehr gerne Bestandteil dieses FC Bayern bleiben.
Man konnte Hasan Salihamidzic förmlich ansehen, wie er innerlich aufstöhnte, als ihm die R-Frage gestellt wurde. „Die Platte habe ich schon so oft aufgelegt“, entgegnete der Sportdirektor. Das war so zutreffend wie egal. Der Abend in Leverkusen gab ihm einen Vorgeschmack auf die kommenden Monate, wenn nicht nur Jupp Heynckes’ Zukunft Dauerthema sein wird, sondern auch die auf den Flügeln.
Es geht schließlich ebenso um Arjen Robben. Der Niederländer, der nächste Woche 34 wird, hat gleichfalls noch keine Planungssicherheit über den Sommer hinaus. Wie Salihamidzic hat er „keinen Bock, jede Woche darüber zu reden“, was sich ohnehin erst spät in der Saison entscheiden wird. Anders als Ribery wählt Robben jedoch eine offensive Taktik. Bleibe er „fit und in Normalform“, müsse er sich „im Sommer keine Sorgen machen“, weil die Interessenten dann ganz von allein an ihn, den ablösefreien Weltstar, herantreten würden. Sein Fazit: „Am Ende der Saison bin ich frei.“
Das klingt distanzierter, als es vermutlich gemeint ist. Noch ein Jahr (oder zwei) auf dem Niveau zu spielen, das der FC Bayern zu bieten hat, dürfte Robben nicht an vielen Orten möglich sein. Doch wenn es darum geht, sich für die anstehenden Verhandlungen zu positionieren, ist alles erlaubt. Geduld muss Robben auf jeden Fall mitbringen. Die Zukunft der Flügelzange wird sich erst am Ende der Saison klären, kündigte Heynckes an, als er auf Ribery angesprochen wurde: „Das hat Zeit, das weiß auch der Franck.“ Und auch der Arjen. mb