München – Als seine Spieler den Arbeitstag bereits beendet hatten, hat sich Aleksandar Djordjevic am Sonntagabend nochmal vor den Fernseher gesetzt. Für ein paar Minuten verfolgte der Basketballtrainer des FC Bayern das Spitzenspiel der russischen Liga zwischen Zenit St. Petersburg und CSKA Moskau. Und nachdem er am Montagmorgen auch den Rest des Spiels analysiert hatte, verfestigte sich jene Meinung, die er schon am Vorabend geformt hatte. Djordjevic sagte: „Ihr Kader ist für die Euroleague konstruiert.“
Diese Feststellung traf der Serbe dann aber nicht mit Blick auf CSKA, den Ausnahmeklub, der in den vergangenen 15 Jahren 14 Mal im Final Four der Euroleague mitmischte. Er meinte den anderen Verein, Zenit St. Petersburg, der zwar nur im Eurocup vertreten ist, CSKA am Sonntag aber besiegte.
Heute Abend (19.30 Uhr) tritt St. Petersburg im dritten Zwischenrundenspiel des Eurocups beim FC Bayern an. Weil die Russen die ersten beiden Partien für sich entschieden haben, streben sie auf das Viertelfinale zu. Eigentlich zählt für Zenit aber nur der Titel: Der Sieges des Eurocups erhält nämlich einen Startplatz in der Euroleague.
Dort zieht es freilich auch die Bayern hin. Den Fehlstart in Turin (76:90) haben sie in der Vorwoche mit einem Heimsieg gegen Vilnius (81:68) korrigiert. Nur könnte ihr Vorhaben mit einem weiteren Rückschlag schnell wieder in Gefahr geraten. „Wenn wir das Spiel gegen St. Petersburg nicht gewinnen, war der Sieg gegen Vilnius eigentlich umsonst“, sagte Kapitän Anton Gavel. Auch sein Trainer warnte: „Das ist ein wichtiges Spiel in einem wichtigen Moment.“
Die Alarmbereitschaft im Verein scheint schon ein wenig erhöht. Die Bayern ahnen auch mit Blick auf das Pokalspiel gegen Bamberg am kommenden Sonntag, dass eine bisher fabelhafte Saison in nur wenigen Tagen mit mehreren Kratzern versehen werden könnte. Andererseits hätten zwei Siege zur Folge, dass München ins Top-Four des deutschen Pokals und wohl auch an die Spitze der Eurocup-Gruppe springen würde.
Die beiden Begegnungen werden dem Tabellenführer der Bundesliga jedenfalls eine Leistungssteigerung abverlangen. Gerade St. Petersburg verspricht eine Spielqualität, mit der sich der FC Bayern in dieser Eurocup-Saison noch nicht auseinadersetzen musste. „Sie sind eine robuste und athletische Mannschaft mit großartigen Schützen“, sagte Djordjevic. Vor allem die beiden Guards Kyle Kuric und Sergey Karasev haben den Trainer beeindruckt: „Sie sind offensiv sehr begabt.“
Diese Eigenschaft kann man allerdings auch den Bayern zusprechen. Der wiedergenesene Spielmacher Stefan Jovic verleiht dem Bayern-Angriff sogar noch eine neue Dimension. „Meine Mission ist es, mein Team ins Finale zu führen“, sagte Djordjevic daher. Es ist nämlich so: Den Bayern-Kader halten manche auch schon reif für die Euroleague. christopher meltzer