von Redaktion

Bob-Überraschung Jamanka/Buckwitz

Pyeongchang – Manche Ziele sind einfach zu hoch gesteckt, das musste auch Mariama Jamanka einsehen. Allerdings erst nach ihrem sensationellen Olympiasieg im Zweierbob. „Bis zum Mittagessen“ hatte sie eigentlich durchfeiern wollen, stattdessen war in den frühen Morgenstunden Schluss. Höchstleistungen kosten eben Kraft, und genau so eine hat Jamanka in Pyeongchang vollbracht. Für sich, für den ganzen deutschen Bobsport. Die erste deutsche Olympiasiegerin seit zwölf Jahren rätselte auch am Tag danach über sich selbst: „Dass ich überhaupt hier dabei sein konnte, das war doch schon Wahnsinn.“

Jamankas Geschichte ist die einer Heldin aus der zweiten Reihe. Der deutsche Verband hatte sich von den Frauen vorsichtig eine Medaille erhofft, eine bronzene. Aber nicht von Jamanka und ihrer Anschieberin Lisa Buckwitz: Stephanie Schneider und die Ausnahme-Athletin Annika Drazek wurden am höchsten gehandelt.

Das war besonders pikant. Denn weil Jamanka Defizite bei der Sprintfähigkeit hat und am Start nicht zur internationalen Spitze gehört, war ihr die Anschieberin Drazek weggenommen worden, erst kurz vor den Spielen. Und offenbar setzte genau diese Entscheidung weitere Kräfte frei. „Wenn man nicht als Deutschland I startet, dann facht das den Ehrgeiz nur noch mehr an“, sagt Jamanka über sich und Buckwitz.

Jamankas Timing hätte nicht besser sein können. Im Weltcup hatte sie zuvor noch nie gewonnen, ihren ersten Sieg auf großer Bühne hob sie sich ausgerechnet für Olympia auf. Und den fuhr sie mit großer Reife ein. Das klingt nach großen Perspektiven. Die bisherigen Platzhirsche Elana Meyers Taylor (33) und Kaillie Humphries (32) kommen in die Jahre. Jamanka und Schneider (beide 27) könnten aufrücken.

Bundestrainer Rene Spies tritt da auf die Bremse. Er weiß, dass Pyeongchang nicht unbedingt repräsentativ war für das Kräfteverhältnis. Und: „Es werden jetzt überall wieder junge Pilotinnen nachkommen, Anschieberinnen an die Lenkseile wechseln, und die lernen genau so schnell wie unsere Frauen.“

Zumal Jamankas Defizit, die Geschwindigkeit am Start, nicht wirklich wegtrainiert werden kann. Auch der deutsche Verband wird daher weiter versuchen, starke Anschieberinnen zu Pilotinnen auszubilden. Drazek, die momentan stärkste Frau auf den ersten Metern, steht im Mittelpunkt.

Im nächsten Winter soll sie sich an den Seilen versuchen., wie der Bundestrainer erklärt. Kein Wunder: Denn das Rennen um den nächsten Olympiasieg hat längst begonnen.  sid

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