Der K-Pop (K steht für koreanisch) hat ja weltweit die Hitparaden erobert. Bahnbrechend war da der Rapper Psy mit seinem Gangnam Style. Kein Wunder also, dass auch die Eishalle von Kwandong von entsprechenden Techno-Klängen erfüllt wird. Boy Groups hüpfen auf einer Bühne, am DJ-Pult waltet eine junge Frau, die rhythmisch mit den Fäusten fuchtelt und offenbar etwas sorglos mit dem Lautstärkeregler umgeht. Die Soundwolke, die die Besucher in der Arena der örtlichen katholischen Universität umgibt, vermittelt immerhin den Eindruck, dass es sehr koreanisch zugeht im lautstarken Rahmenprogramm eines Eishockeyspiels.
Allerdings ist in der olympischen Spielstätte nicht an die Medienschaffenden gedacht worden. Die für sie vorgesehene Tribüne erweist sich als Fehlkonstruktion. Wohl nur mit einem Rechenfehler des Architekten ist es zu erklären, dass der Blickwinkel von den Pressetischen aus stark eingeschränkt, also nicht einmal die Hälfte des Eisovals zu sehen ist.
Als Alternative bietet sich zwar ein kleiner Monitor an. Nur erscheinen dort die bewegten Bilder mit zwei, drei Sekunden Verzögerung. Die Reaktionen der Zuschauer sind somit schneller als die Übertragung – man weiß also schon im Vorhinein, ob eine Aktion zu einem Tor führt oder nicht. Das nimmt die Spannung und nervt zusätzlich. Schließlich fängt das Bild zu zittern an, gefriert zu einer bunten, pixeligen Fläche. Alles in allem die Höchststrafe für einen Olympia-Reporter.
Später bei den Interviews in der Mixed Zone wird es heißen, das deutsche Team habe ein heroisches Spiel geliefert: Der reine Wahnsinn, das Wunder von Kwandong. Davon gesehen habe ich nicht einmal die Hälfte. Armin Gibis