Frankfurt – Verrückte Geschichte mit dieser Eishockey-Nationalmannschaft, noch immer nicht zu glauben – und immer wieder ergibt sich ein neuer zauberhafter Aspekt. Zum Beispiel: Dass Lindsey Vonn am Anfang und Ende dieser Erzählung steht.
Am Mittwoch werden es drei Wochen sein, dass sich die 25 Eishockeyspieler auf den Weg nach Südkorea machten. Sie flogen Linie, und weil sie nicht als Medaillenkandidat galten, hatte der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB) für die Truppe nur Sitze in der Economy Class gestiftet. Der Münchner Yannic Seidenberg gradete mit privaten Meilen (er fliegt im Sommer zum Trainieren immer in die USA) up auf Business – und dort saß er neben US-Skistar Lindsey Vonn und deren Hündin Lucy. Da entstand das erste Selfie: Eishockeyspieler mit Promi (also Lindsey, nicht Lucy). Der Start der Maschine verzögerte sich wegen technischer Probleme um sechs Stunden, es musste in ein neues Fluggerät gewechselt werden – seitdem kennen sich Frau Vonn und das Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB).
Und sie sind sich zum Abschluss der Spiele noch einmal begegnet. Auf der finalen Stadionfeier (ergab das nächste Vonn-Seidenberg-Selfie) und dann im Deutschen Haus. Lindsey war wieder nah bei den Eishockey-Freunden – und ist nun auch Besitzerin eines Patrick-Reimer-Trikots.
Von einer klassisch ausufernden Feier im Deutschen Haus ging es direkt weiter zur Abreise, am Abend deutscher Zeit kamen die Helden in Frankfurt an – von dort gingen Anschlussflüge (oder der Zug) in die Heimatorte. Für München waren weitere Empfänge nach 22 Uhr geplant: Die sieben Spieler und die zwei Co-Trainer starke Fraktion des EHC wurde von der Mannschaft im Bus abgeholt, dazu war die Blaskapelle Ohlstadt (alter Bobsport-Ort) einbestellt worden. Auf die Nürnberger Ehliz, Pföderl und Reimer wartete – im Wortsinne – großer (Haupt)bahnhof.
Der Plan war, dass die Münchner gleich in den Teambus einsteigen – allerdings werden sie es nicht in den kommenden Tagen tun. Der EHC ist so gut wie Meister, Trainer Don Jackson sagt eh: „Wichtig ist, wie wir die Erholungsphasen gestalten.“ Nach dem Monsterprogramm von sieben Spielen (vier mit Verlängerung) in elf Tagen, zwei Langstreckenreisen und Zeitzonen-Hopping (und Feier) bekommen Aus den Birken, Boyle, Seidenberg, Hager, Mauer, Kahun und Macek bis zum Wochenende frei.
Wäre ja auch unmenschlich gewesen: Heute zum Spiel (Mittwoch) nach Berlin aufbrechen), von dort weiterfahren nach Bremerhaven, wo der nächste Termin am Freitag ist. Reicht, wenn sie am Sonntag zum letzten Hauptrundenmatch daheim (14 Uhr) gegen Iserlohn auflaufen. Die Pläne der DEL gehen dahin, alle Silber-Spieler vor eigener Kulisse zu ehren.
Die Münchner können sich den Verzicht auf Stammkräfte am ehesten leisten, sie haben die Hauptrunde quasi schon gewonnen, werden als Erster in die Playoffs gehen. Don Jackson stockt mit Spielern aus dem Red-Bull-Juniorenpool und von den Kooperationspartnern wie dem Zweitligisten Riessersee auf: die Eder-Brüder Andy und Tobias, Reich, Quaas, Mayenschein, Daubner und Kaisler werden in Berlin und Bremerhaven spielen.
Nürnbergs Trainer Rob Wilson hat letzte Woche schon angekündigt, seine Leute sollten spielen, für die Ice Tigers geht es wie für Wolfsburg, Köln und Mannheim mit weiteren Olympia-Teilnehmern um die Plätze und teilweise sogar die Playoffs – und somit die Saison
Das ist ein Wahnsinnsstress, aber auch eine Chance: Das neu entstandene Eishockey-Interesse kann befriedigt werden mit der besten Eishockey-Zeit des Jahres. 1976 nach Bronze in Innsbruck war das anders: Die Bundesliga war vorbei, es blieb nur noch die WM drei Wochen in Polen später. Die Nationalmannschaft rettete sich damals 21 Sekunden vor Schluss vor dem Abstieg.