Der Termin hat aus Sicht der Macher beim FC Bayern eigentlich in den Kalender gepasst. Sie schätzen es nicht, wenn viel Aufhebens gemacht wird über Dinge, die nach Meinung der Bosse gerade nicht auf die Agenda gehören, und der Besuch von Niko Kovac als designierter Trainer des FC Bayern in München wäre am Samstag auch nur eine Fußnote gewesen, weil sich der Fokus ja auf Real Madrid eingestellt hat. Dummerweise ging der Auftritt von Eintracht Frankfurt mit 1:4 so daneben, dass aus der Fußnote ein Fragezeichen wurde: Was ist von einem Coach zu halten, der aus den letzten fünf Bundesligaspielen gerade mal einen Punkt geholt hat und nun bei seinem Arbeitgeber in spe gegen ein Team unterging, das mit etlichen Junioren bestückt war? Kovac’ Visitenkarte hat einen Schönheitsfleck.
Dass sich Vergangenheit (Jupp Heynckes wird es bald sein), Gegenwart und Zukunft (vier Münchner Talente in der Startelf) am Samstag so eigenartig verknotet haben, wirft einen Schatten auf die Verpflichtung des neuen Trainers. Frankfurts Sinkflug ist das eine, die Münchner Aussichten sind das andere. Dass auf dem Campus noch längst nicht alle Rädchen greifen, ist Allgemeingut. Um den Klub zukunftsfähig zu machen, wird viel zu tun sein, und ausgerechnet jetzt kommt ein Coach, der sich selbst noch in den Anfängen seiner Karriere ausprobiert.
Es war nur ein Spiel am Samstag, aber es war auch eine große Chance, die Kovac da verpasst hat. Freilich bietet Frankfurt nicht die Möglichkeiten wie die Münchner Mannschaft. Aber wer an einer C-Elf so kolossal scheitert, darf sich nicht wundern, wenn er nun mit Skepsis erwartet wird. Die Bosse an der Säbener Straße haben ihm bei der Verpflichtung bereits einen Lorbeerkranz geflochten. Es ist ein elementarer Teil ihrer Politik, wichtige Planstellen mit alten Bekannten zu besetzen. Ob der eine oder andere den Lorbeeren aber gerecht wird? Der Terminkalender der Münchner ist voller Prüftermine, die entscheidenden Examen stehen alljährlich im Mai an. Wird Kovac dann mal eine prägende Figur werden? Von der Fußnote zum Ausrufezeichen ist es eine beschwerliche Strecke – besonders, wenn man den Umweg über das Fragezeichen gehen muss.