München – Vor einem Jahr war der Skateboarder Barney Page das letzte Mal in München. Er besuchte einen Kumpel, der ihn in die geheimen Winkel der Stadt führte. Sie drehten zusammen ein Video, Page führte mit seinem Skateboard Kunststückchen vor, sein Kumpel filmte. Mit diesen Filmen verdienen Actionsportler heute viel Geld. An einen Ort in München erinnert sich der Engländer besonders gut, obwohl er dort nicht skaten konnte. Im Englischen Garten hat er Bier getrunken, ist in den Eisbach gesprungen, hat sich treiben lassen. „Ich habe es geliebt.“
Gestern durfte Page, 27, wieder ein paar Stunden in München verbringen. In den Eisbach hopste er nicht, es war einfach zu kalt, ohnehin war der Skateboarder zum Arbeiten gekommen. Er war einer der Werbefiguren, die die Veranstalter des Actionsport-Festivals Munich Munich zu einer Pressekonferenz im Werksviertel am Ostbahnhof eingeladen hatten. Auf einer Mini-Rampe durfte Page testen. Ein Vorgeschmack, mehr nicht. Für die Show musste er nicht mal seinen Brustbeutel abschnallen.
In fünf Wochen aber, vom 22. bis 24. Juni, werden die Mash-Macher den Münchner Olympiapark bereits zum fünften Mal in ein Wunderland des Extremsports verwandeln. Wie im Vorjahr, als 80 000 Besucher in den Park pilgerten, geben sie eine Million Euro aus – und doch wird sich einiges ändern.
Die Wakeboarder werden im Olympiasee nicht mehr nur über eine große „Big Air“-Rampe springen, sondern an fünf verschiedenen Hindernissen Tricks vorführen. Auch die BMX-Künstler erhalten eine neue Spielwiese. Die „Spine-Ramp“ aus dem Vorjahren tauschen sie gegen einen 700 Quadratmeter großen Parcours ein, der im See verankert ist. Es soll mehr Tricks geben, mehr Sprünge.
Erstmals werden in diesem Jahr sogar Piloten aus Japan, China oder England Renndrohnen mit 140 Kilometern pro Stunde durch den Park fernsteuern. Frank Seipp, der Organisationschef des Mash, hielt das Wettrennen der kleinen Fluggeräte zunächst für „einen totalen Schmarrn“, korrigerte sich nach einer persönlichen Vorführung aber: „Es ist spektakulär, spannend und schnell.“ Sowieso findet er, dass die „ständige Entwicklung sehr wichtig“ sei.
Und doch gibt es einen Grund, warum die Mash-Strategen neben zwei deutschen Sportlern einen Skater haben einfliegen lassen. Die Änderungen an ihrem Skateboard-Konzept sind nämlich besonders groß. Die prominente Weltliga „Street League“, die das Mash-Programm zuletzt geschmückt hatte, wird in diesem Jahr fehlen, ihr Vertrag mit Munich Mash war ausgelaufen. Als Ersatz haben sie sich in München einen neuen Wettbewerb entwickelt – und sich dafür einen großen Sponsor ins Team geholt. Red Bull Rollercoaster haben sie das Event getauft. 400 Meter wird der Kurs lang sein, er startet am Rand des Olympiastadions, schlängelt sich hinunter zum See, wo ein Sprung ins Ziel führt. Wenn es nach den Entwicklern geht, sollen die Skater durchfahren können.
„So etwas hat es in Europa noch nie gegeben“, sagt Barney Page, der Skater aus Exeter. Marion Schöne, die Chefin des Olympiaparks, nennt den Wettkampf sogar „eine Weltpremiere“.
Eine andere Premiere beobachtet Schöne mit Bedenken. Erstmals werden alle Mash-Wettbewerbe unter freiem Himmel ausgetragen. Das ist gut für die Zuschauer, weil sie für keinen Contest zahlen müssen. Allerdings sind diese auch vom Wetter abhängig. Als Schöne das gestern erklärte, hatte es am Ostbahnhof gerade angefangen zu regnen.