Vielleicht Peking, vielleicht Kinder

von Redaktion

Die Paarlauf-Olympiasieger Savchenko/Massot verkünden eine einjährige Wettkampfpause – danach ist alles möglich

von marc beyer

München – Irgendwann kommt Aljona Savchenko auf ihren Urlaub zu sprechen. Auszeiten sind bei Wintersportlern ein Thema für sich, wenn andere Menschen in die Ferien aufbrechen, bereiten sie sich längst auf die neue Saison vor. Auch die Paarlauf-Olympiasiegerin hat ihren Urlaub schon hinter sich. Und sie kann Spannendes berichten: „Ich habe mich nur aufgeregt.“

Kein Reiseveranstalter muss sich nun aber grämen, dass er Savchenkos Ansprüchen nicht gerecht geworden wäre. Das Problem ist grundsätzlicher Natur. Statt nichts zu tun, hätte die zierliche, aber willensstarke Dame gerne trainiert oder an neuen Elementen gearbeitet. Stillstand ist für sie generell ein unangenehmer Zustand.

Fast auf den jeweiligen Tag genau kann sie deshalb das Programm der kommenden Monate aufzählen. Am 5. Juni reisen sie und ihr Partner Bruno Massot zu Schaulaufen nach Kasachstan, danach sind sie einen Monat in Japan, ehe sie nach Europa zurückkehren und an ihrem Programm für die Eisrevue „Holiday on Ice“ arbeiten. Während Massot es dann ruhiger angehen lässt und im Oktober Vater wird, steigt Savchenko in die Betreuung eines amerikanischen Paares ein, weswegen sie manchmal nach Chicago fliegen muss. Im November beginnt „Holiday on Ice“, setzt sie fort, „im Dezember wahrscheinlich noch andere Schaulaufen, und der Januar ist auch besetzt“. Ach ja, und irgendwann muss sie unbedingt noch ihren Trainerschein machen.

Dass Aljona Savchenko und Bruno Massot gestern im Olympiastützpunkt München eine mindestens einjährige Wettkampfpause ankündigten, ist deshalb allein schon aus logistischen Gründen plausibel. Selbst eine aktive, bestens organisierte Person wie die gebürtige Ukrainerin stößt irgendwann an ihre Grenzen. Obwohl: Versucht hätte sie es schon gerne, auch noch ein paar Grand Prix und Meisterschaften in ihrem Kalender unterzubringen. Die Schaulaufen, die sie und ihr Partner seit der Sternstunde von Pyeongchang bestritten, „waren schön. Aber nicht so schön wie ein Wettkampf.“

Eiskunstläufer werden in Deutschland nicht gerade auf Rosen gebettet. Man kann das schon daran erkennen, dass die Deutsche Eislauf-Union dem Gold-Trainer Alexander König zwar eine Stelle in seiner Heimatstadt Berlin verschafft hat, wo künftig das deutsche Paarlaufzentrum beheimatet ist. Abschließend finanziert ist das ganze Konstrukt aber bisher nicht, weil staatliche Zuwendungen noch besiegelt werden müssen. „Wir sind in einer etwas schwierigen Situation“, gesteht Sportdirektor Udo Dönsdorf.

Dass das Geldverdienen für das Duo nun erst mal Priorität hat, ist also nachvollziehbar. Neben dem Ausnahmeereignis Olympia muss jeder andere Wettbewerb ohnehin verblassen. Sechsmal war Aljona Savchenko bereits Weltmeisterin (davon fünfmal mit Robin Szolkowy), da kann man auch mal einen Winter auf das Championat verzichten. Und dann wird die Zukunft neu bewertet.

Gänzlich ausschließen will sie eine Rückkehr in den Wettkampfmodus nicht, selbst wenn sie nach Eiskunstlaufmaßstäben mit ihren heute 34 Jahren wahrlich nicht die Jüngste ist. Selbst Olympia 2022 in Peking schließt Savchenko ausdrücklich nicht aus („Es könnte sein“), und wo sie schon in Stimmung ist, entwirft sie auch noch ein hübsches Szenario zum Thema Nachwuchs. Ob sie sich vorstellen könne, als Mutter aufs Eis zurückzukehren? „Warum nicht? Kinder sind etwas Schönes.“

Aber jetzt ist erst mal ihr Partner mit der Familienbildung dran. Wie Bruno Massot (29) aus der Pause zurückkehrt, das ist eine Frage, die sich Aljona Savchenko durchaus stellt: „Ich werde sowieso fit bleiben – ich hoffe, Bruno auch.“ Der gebürtige Franzose ist jemand, der auch ein bisschen Gemütlichkeit zu schätzen weiß. Die vergangenen Jahre waren „sehr stressig“ für ihn, nicht nur wegen der chronischen Rückenschmerzen. Die Aussicht, es jetzt ruhiger angehen zu lassen, behagt ihm. Urlaub hat Massot übrigens auch gemacht: „Eine Woche. Das war aber nicht genug.“

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