München – Es gibt wohl Keine im Tross des FC Bayern, der das DFB-Pokal-Frauen-Finale am heutigen Samstag in Köln (15 Uhr/ARD) mehr bedeutet als Managerin Karin Danner. Seit über 40 Jahren ist sie mit dem Club nun „verbandelt“, wie die 59-Jährige sagt, sie hat alles aufgebaut, geprägt, gelebt. Ein Triumph über den VfL Wolfsburg wäre ein weiterer Meilenstein einer Entwicklung, die ganz unten begann. Danner war dabei.
Ihre Karriere nach der Karriere startete in einer zweckentfremdeten Umkleidekabine in einem Verwaltungsgebäude an der Säbener Straße Anfang der 80er. Karl-Heinz Rummenigge stürmte, Jean-Marie Pfaff hütete das Tor, da hatten die Bayern die Idee, einen allerersten Fanshop aufzubauen. Das Merchandising begann unter dem Namen „Boutique“, in einer Vitrine legte man ein paar Schals, Pins, Schlüsselanhänger nebeneinander – und stellte Karin Danner hinter den Tresen. Damals selbst aktive Spielerin, dachte sie sich: „Super, ein Job bei Bayern, ist doch toll.“ Doch kaum einer verirrte sich zu ihr in die Katakomben, „da kamen am Tag keine zehn Fans vorbei, es war ehrlich gesagt todlangweilig“. So sagte sie zu Geschäftsführer Karl Hopfner: Nix für ungut, sie arbeite gerne für den FC Bayern, das aber sei nichts für sie. Hopfner verstand es. Und erinnerte sich später an sie.
Karin Danner ist ursprünglich 1977 als Spielerin zu Bayern gekommen. Mitte der 80er gab es ein Intermezzo bei Obertaufkirchen, ansonsten verbrachte sie ihr Leben beim Rekordmeister. „Ich habe die Frauensparte von Anfang an gelebt und mitgestaltet.“ 1995 übertrug ihr Hopfner den Managerposten. Erst ehrenamtlich, mit dem Aufstieg 2000 stellte er sie hauptberuflich ein. „Es herrschte Einsicht, dass alles professioneller gemacht werden muss.“
Schon vor dem Aufstieg hatte sie alles neu gestaltet: Mit Peter König kam erstmals ein männlicher Coach, mit Talenten aus der Region ging es nach oben. Das erste Jahr als Rückkehrer in der Bundesliga schlossen die Bayern als bester Aufsteiger in der Liga-Geschichte ab. „Seitdem haben wir uns etabliert.“
Die ersten zehn Jahre war sie „eine Alleinkämpferin“, so Danner. Heute hat sie sechs Angestellte. Das Budget im Aufstiegsjahr betrug noch 60 000 D-Mark. Heute steht ihr ein Millionen-Betrag zur Verfügung – in Euro. „Wir erleben auch im Frauenbereich Quantensprünge, im kleinen Stil zumindest, wenn man es mit den Männern vergleicht“, so die Managerin. Alles ist professioneller, und allein der Blick aus ihrem Bürofenster sagt alles: Die Frauen sind am Campus einquartiert. Bis vor einem Jahr trainierten sie noch im Exil in Aschheim vor den Toren der Stadt.
„Wir sind längst nicht mehr das fünfte Rad am Wagen, werden nicht mehr belächelt“, sagt Danner, „mit dem Pokalsieg 2012 hat der Verein sein Herz für uns entdeckt, und seit den Meisterschaften 2015 und 2016 ist die totale Nähe da. Wir erleben spannende, tolle Zeiten, wie nie.“
Wobei sie sich auch gerne an die einfachen Tage früher erinnert. Besondere Spiele zu ihrer aktiven Zeit durften sie auf dem Trainingsplatz der Männer an der Säbener Straße ausrichten, bis heute sind ihr die Bilder von einem DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bad Neuenahr lebhaft im Gedächtnis. Das Hinspiel auswärts war 0:1 verloren gegangen, noch im Bus auf der Rückfahrt schworen sich die Münchnerinnen: „Wir drehen das.“ Tags darauf war die Bude beim Rückspiel „huckevoll“, erzählt Karin Danner, „2500 Menschen standen da am Platz, mit Drehsirenen“. Die Bayern gewannen 3:0 und zogen ins Finale ein.
Die größte Herausforderung für die Zukunft wird sein, mit den internationalen Top-Klubs Schritt zu halten, die nach und nach mit großem Aufwand ihre Frauenabteilungen aufrüsten. „Bei uns ist noch Luft nach oben, wir werden diese Herausforderung annehmen.“ Sie selbst plant, noch drei bis fünf Jahre die Fäden zu ziehen. „Ich werde nächstes Jahr 60, ich kann das nicht ewig machen. Das Ziel ist, dass ich hier alles mit gutem Gewissen in andere Hände übergeben kann.“
Das Erbe wird kein kleines: Über 40 Jahre beim FC Bayern, über 40 Jahre Seite an Seite mit Uli Hoeneß und Rummenigge, die Karin Danner als „Riesenidole“ bezeichnet – so jemand wird schwer zu ersetzen sein. Sie ist mit dem FC Bayern gewachsen, und sie weiß selbst mit am besten, dass sogar beim Rekordmeister mal alles ganz unten begann. Das Merchandising, das einst in einer kleinen Kabine startete, beschert heute beispielsweise einen Umsatz von 100 Millionen Euro pro Jahr.