Heynckes’ Finale, Kovacs Neuanfang

Zurück in die Zukunft

von Redaktion

Dernièren, die klassischen letzten Male, finden beim FC Bayern oft in Berlin statt. Es ist Tradition, dass das Pokalfinale eine Spielzeit beschließt, und so beschließt es eben auch die eine oder andere Trainer-Personalie in München. Jupp Heynckes hat das Ganze eigentlich vor fünf Jahren hinter sich gebracht, im vorletzten dann schritt Pep Guardiola locker und gelöst aus dem Olympiastadion. Nur Carlo Ancelotti „wählte“ für seine letzte Amtshandlung ein Podium in Paris – die deutsche Hauptstadt hat er nur im tristen Liga-Alltag besucht. Kein Double für ihn.

Was der Anspruch seines alten und neuen Arbeitgebers ist, wurde Niko Kovac am Tag vor dem Showdown des „Alten“ gegen den „Neuen“ bildlich vor Augen geführt. Vielleicht kann man den Bossen aufgrund des miserablen Saisonstarts, des Trainerwechsels und vor allem des von Unglück geprägten Ausscheidens im Champions League-Halbfinale gegen Real Madrid heuer mehr glauben als sonst, dass man mit dieser Saison schon vor dem letzten Spiel zufrieden ist. Der im Vorjahr gesprochene Satz von Uli Hoeneß – „ein Titel ist auf Dauer zu wenig“ – hat seine Gültigkeit aber nicht verloren.

Für Heynckes geht es im Olympiastadion um den würdigen Abschluss einer unverhofften dritten Karriere, für diesen, seinen Club um deutlich mehr. Die nationale Unantastbarkeit des Dauer-Meisters steht außer Frage, die Währung in dieser Branche aber sind Trophäen. Schalen sind schön, Pokale schöner, Henkelpötte am allerschönsten. So einfach ist die Formel, die ab Sonntag auch für Kovac gelten wird.

Im Duell der Vergangenheit mit der Zukunft kann der Frankfurter Coach ein letztes Mal die Rolle des Außenseiters auskosten. Sie lebt eigentlich davon, dass man nicht verlieren, sondern nur überraschen kann, keinen Druck, sondern die Lizenz zum Genießen hat. Dass ihm das vor wenigen Wochen in München nicht mal ansatzweise gelungen ist, hat erste Skeptiker auf den Plan gerufen. Diese und andere werden nun nicht nur auf das letzte Wirken der Heynckes- Bayern blicken, sondern auch auf den Mann, der den Neuanfang verkörpern soll. Selbst wenn Heynckes gewinnt und seine Dernière auskosten darf: Ein mutiger Auftritt würde Kovac seinen Weg zurück in die Zukunft deutlich erleichtern.

Artikel 1 von 11