Wankende Iberer

von Redaktion

Portugal und Spanien schleppen sich ins Achtelfinale und nehmen erhebliche Selbstzweifel mit

Saransk/Kaliningrad – Am Ende atmeten alle Iberer auf, aber der Weg ins Achtelfinale konnte unterschiedlicher nicht sein. Spanien rettete spät ein 2:2 gegen das bereits ausgeschiedene Marokko. Portugal, das lange in Führung lag, büßte dagegen in der Schlussphase den sicher geglaubten Sieg ein (1:1) – und konnte froh sein, dass Außenseiter Iran in der Nachspielzeit nur das Außennetz traf.

Cristiano Ronaldo reckte den Daumen in die Höhe und schlängelte sich an den Pressevertretern vorbei. Einen einzigen Satz ließ sich Portugals Superstar entlocken. „Da sind wir beide wohl weiter, was?“, sagte Ronaldo zu einem spanischen Reporter und grinste. Weiter ja – aber wie? „Die Götter standen Portugal bei. Das Glück war auf unserer Seite“, schrieb die Zeitung Jornal de Noticias nach dem äußerst zähen 1:1 (1:0) gegen Iran. Der Europameister ist mit dem Schrecken davongekommen – zur „Strafe“ wartet am Samstag Uruguay.

Mit einem blauen Augen kam vor allem Ronaldo davon. Nach zwei starken Spielen blieb der Torjäger nicht nur blass und verschoss einen Elfmeter – er hatte auch Glück, nicht vom Platz zu fliegen. Einen Stoß mit dem Ellenbogen gegen Morteza Pouraliganji ahndete Schiedsrichter Enrique Caceres nach Ansicht der Videobilder mit Gelb statt Rot. Eine vertretbare Entscheidung, auch wenn Irans Trainer das anders sah. „Wo ist der Unterschied zwischen dem Ellenbogen von Ronaldo und einem anderen Ellenbogen?“, sagte Carlos Queiroz. Portugals Coach Fernando Santos widersprach seinem alten Freund. „Ich habe mir zu keiner Sekunde Sorgen gemacht“, sagte er: „Das war eine normale Aktion. Der Referee hat getan, was er zu tun hatte.“

Das haben letztlich auch die Spanier, denen eine uninspirierte Leistung mit glücklichem Punkt zum Gruppensieg reichte. Ins Achtelfinale gegen Gastgeber Russland schleppen sie allerdings einen ganzen Sack voller Probleme. „Das kann nicht der Weg sein“ grollte Trainer Fernando Hierro und schlug Alarm: „So wird es sehr schwer, das große Ziel zu erreichen.“

Kaum Spielkontrolle, keine Stabilität in der Defensive, zu wenig Gier – der kurz vor der WM als Coach eingesprungene Sportchef teilte seinen Missmut mit einigen Spielern. „Ein gutes Gefühl nehmen wir trotz des Gruppensiegs nicht mit“, sagte 1:1-Schütze Isco: „Wir müssen damit aufhören, Tore zu verschenken.“ Auch Kapitän Sergio Ramos, der an beiden Gegentreffern beteiligt war, mahnte: „Wir müssen seriöser verteidigen und die Sicherheit aufbauen, die wir eigentlich haben.“ mm

Artikel 1 von 11