„Mesut Özil hat das schönste Tor gegen den Rassismus geschossen“.
„Wir sind an Deiner Seite mein Bruder!“
„Du bist nicht alleine.“
„Özil ist der Inbegriff des Migranten, der nicht reinpasst. Seine Eltern kommen aus der Schwarzmeerstadt Zonguldak, wuchsen aber im westdeutschen Gelsenkirchen auf. Er ist ein Superstar bei Arsenal, der seine Antwort auf einen deutsch-türkischen Streit auf Englisch twittert. Indem sie von ihrer gegenseitigen Kritik zehren, um die in der Mitte zu isolieren, zeigen die Reaktionen der Hardliner auf beiden Seiten eine Symbiose. Deutschland und die Türkei ähneln sich darin, dass in beiden Ländern Ideen von „Rasse“ und „Blut“ weiterhin die Nation definieren.“
„Mit der extremen Rechten in Frankreich, die sich beschwert, dass 15 Spieler der 23-köpfigen Mannschaft des Landes afrikanische Wurzeln (meist in den ehemaligen französischen Kolonien) haben, sowie Lukaku, der auf die Vorurteile hinweist, mit denen er in Belgien zu kämpfen hatte (auch Großbritannien hat bedeutende Probleme mit einem abwegigen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit), zeigt der Fußball nicht den Weg für die Politik, sondern geht in ihren Flammen auf.“
„Mesut Özils Rückzug aus dem internationalen Fußball ist das tragische Ende einer glorreichen Karriere. (…) Einer der besten Mittelfeldspieler Deutschlands wurde von einem Symbol der Integration zu einer Gestalt der toxischen öffentlichen Debatte.“
„Nachdem sich das Idol von Millionen junger Türken zum Abschied gezwungen gesehen hat, besteht die Gefahr, sich mit einer Minderheit wiederzufinden, deren Herz nur für ein einziges Land schlagen könnte. Und das könnte nicht Deutschland sein.“
„Es ging am Ende nicht mehr darum, dass Özil sich im türkischen Wahlkampf mit einem Autokraten fotografieren ließ, der Gegner seiner Politik einsperren lässt. Vielmehr warf man Özil vor, kein echter Deutscher zu sein, sich nicht mit seinem Geburtsland zu identifizieren. Plötzlich war Nationalismus der übelsten Sorte im Spiel, der, wie eigentlich immer, am Ende in Rassismus umschlug.“
„Um Erdogan geht es aber vor allem auf den zweiten Blick. Vielmehr geht es um gekränkten Nationalstolz, eine beleidigt geführte Integrationsdebatte und um blanken Rassismus. Mit dem Foto zertrümmerten Özil und Gündogan jene Integrationsluftschlösser, deren Fundament vielmehr Assimilation ist.“
„Sportler in anderen Ländern mögen hin und wieder ähnliche Erfahrungen machen. Aber die Art und Weise, wie die deutsche Öffentlichkeit ihre Athleten vereinnahmt und verurteilt, ist eine besondere. Als drei Schweizer bei der WM die Doppeladler-Geste machten, ein bekanntes Zeichen albanischer Nationalisten, gab es eine hitzige Diskussion. Die hat sich aber vergleichsweise schnell beruhigt. Alle Beteiligten spielen nach wie vor für die Schweiz.
„Jetzt steht dieser Spieler für die bange Frage von Grünen-Politiker Özdemir, ob Deutschtürken künftig noch einen Platz im deutschen National-Team finden würden. Und er steht für sein dumpfes Gefühl, trotz aller sozialen Dienste, die er für das Land erbrachte, auf Ablehnung zu stoßen. Und auf Rassismus.“
„Die Vorwürfe des Fußballers zeigen, dass die Grundlage der ethnischen und kulturellen Integration, die das Bild des Siegers von 2014 zeigen sollte, nicht solide ist. Der Aufstieg der Rechten, der sich in den 90 Sitzen zeigt, die die AfD bei den Bundestagswahlen 2017 gewann, scheint die bittere Sicht des Fußballers zu stützen.“
„Ein in westlichen Werten erzogener Demokrat muss wissen, dass die Kritik an einem Diktator und seinen Methoden keine Kritik an einer Nation ist und dass das Ablehnen eines Diktators nichts damit zu tun hat, ob man sich zu seinen Wurzeln bekennt. Er muss auch wissen, dass die Kritik an der Unterstützung für so einen Diktator berechtigt ist, auch wenn diese Unterstützung aus Naivität geschehen sein mag.“
„Mesut Özil hat nicht wegen seiner Ethnizität, seines Glaubens oder seiner Hautfarbe so viele Deutsche gegen sich aufgebracht, sondern wegen seiner Sympathien für den türkischen Staatschef Erdogan, der in Deutschland eine Art fünfte Kolonne formiert. Özils Weggang dürfte ziemlich viele Menschen erfreuen, auch wenn dies den Graben zwischen den eingeborenen Deutschen und dem 30-prozentigen Anteil an Jugendlichen mit „Migrationshintergrund“ vertieft.“