Schöne Grüße aus der Hauptstadt

von Redaktion

Die Bayern wollen bei Hertha BSC demonstrieren, dass das Remis gegen Augsburg nur ein Ausrutscher war

von marc beyer

München – Schnick-Schnack-Schnuck, das wäre jetzt ein denkbares Stichwort. Es ist immerhin ein Teil der Geschichte, die Hertha BSC Berlin und den FC Bayern verbindet, und ganz sicher nicht der uninteressanteste. Vor über sechs Jahren, im März 2012, ermittelten Toni Kroos und Franck Ribery auf diese Weise, wer den nächsten Freistoß schießen durfte. Ribery gewann und platzierte den Ball mitten in der Mauer, aber das war egal. Die Bayern führten in dieser 26. Minute ja eh schon mit 3:0.

Am Ende hieß es 6:0 für den Gast, aber nicht nur deshalb blieb der Abend in Erinnerung. Der schöne Auswärtssieg wurde überschattet von einer Diskussion darüber, ob das Verhalten der Bayern ein Fall von besonders krasser Respektlosigkeit oder doch eher eine harmlose Kinderei war. Ribery fiel aus allen Wolken, als ihm ein Mangel an Umgangsformen vorgehalten wurde. Nicht jeder teilt offenbar seinen Sinn für Humor.

Gastspiele in der Hauptstadt sind auch sonst zuletzt meist interessant gewesen. Vor zwei Jahren echauffierte sich der eigentlich tiefenentspannte Carlo Ancelotti, weil er nach dem Münchner Ausgleich in der Nachspielzeit aus der VIP-Loge bespuckt wurde. Vergangene Saison blieb ihm die Reise ins Olympiastadion dann schon erspart. Wenige Tage zuvor war er entlassen worden, sein Kurzzeit-Nachfolger Willy Sagnol erlebte ein 2:2 nach 2:0-Führung. Damit war seine Zeit als Bayern-Trainer auch schon wieder beendet.

Niko Kovac, der aktuelle Coach, hat viele Gründe, sich auf Berlin zu freuen. Nicht nur den sentimentalen, dass es halt immer schön ist, in seine Geburtsstadt zurückzukehren, wo er Freunde und Familie treffen wird. Das heutige Abendspiel ist auch der erste Auftritt nach der Partie gegen Augsburg, wo den Bayern zum ersten Mal in dieser Saison Punkte abhanden kamen. Ehe die Konkurrenz auf den Gedanken kommt, dass der bislang so souveräne Rekordmeister vielleicht doch verwundbar sein könnte, soll die Flamme der Hoffnung bereits wieder erstickt werden. „In Berlin wollen wir nachlegen“, kündigt Kovac an.

Dass dieses Vorhaben zu den anspruchsvolleren in der Liga gehört, ist ihm bewusst. Die Heimstärke der Hertha ist seit Jahren bekannt, auch in dieser noch jungen Saison gelangen zwei Siege (gegen Nürnberg und Mönchengladbach). Für die Bayern hat das den angenehmen Nebeneffekt, dass sie auf einen Gegner treffen, der sich nicht nur in rigorose Manndeckung über das ganze Feld verbeißt wie zuletzt einige Gegner. Schadensbegrenzung und das Zerstören des Spielaufbaus sind den Berlinern nicht genug. „Sie versuchen immer, zuhause ihre Partien zu gewinnen“, weiß Kovac.

Nicht dass es seine Mannschaft stören würde, wenn der Gegner über den ganzen Platz Manndeckung praktizieren würde. Wäre diese Taktik Standard, „würde ich mich freuen“, weil er darauf vertraut, dass in solchen Momenten die individuelle Klasse den Ausschlag geben würde. Auch gegen die Augsburger, die das kraftraubende Mittel besonders intensiv einsetzten, wäre ein erfreulicheres Ergebnis sehr wohl möglich gewesen. Die Bayern hätten dazu nur ihre Chancen etwas besser nutzen müssen. „Entscheidend ist doch, dass wir diese Chancen überhaupt haben“, erinnert der Trainer. Früher oder später wird die Treffsicherheit zurückkehren, da ist er sich sicher.

Es dürfte ein munterer Abend werden. Fehlen wird allerdings Leon Goretzka. Der Mittelfeldspieler, der am Dienstag ein Intermezzo als Linksverteidiger gab, laboriert an einem dick geschwollenen Sprunggelenk, das ihn schon gegen Augsburg nach einer Halbzeit zur Auswechslung zwang. Mitreisen wird dafür der U23-Spieler Jonathan Meier. Goretzka wäre nach zwei Startelf-Einsätzen ohnehin ein Kandidat für eine Pause gewesen. Man steckt schließlich mitten in den englischen Wochen, da wollen die Kräfte klug eingeteilt sein. „Es wird Veränderungen geben“, kündigt Niko Kovac an. „genauso wie nächste Woche gegen Ajax und Gladbach.“

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