Dortmund – Selbst ein Perfektionist wie Lucien Favre wirkte rundum zufrieden. Erstmals seit seinem Wechsel zum BVB dämmerte es dem Schweizer bei der 7:0-Gala gegen den 1. FC Nürnberg, welch großes Potenzial in seinem jungen Team steckt. „Wir waren erleichtert“, kommentierte er den höchsten Dortmunder Heimsieg seit 32 Jahren sichtlich entspannt. Doch bei aller Freude über die Fortschritte seiner zuletzt oft behäbig wirkenden Profis schlüpfte Favre am Ende eines denkwürdigen Fußball-Abends dann doch wieder in seine altbekannte Rolle als Mahner: „Es braucht seine Zeit, diese Mannschaft zu formen, aber es macht Spaß. Es gibt noch viel Arbeit.“
Nach zwei eher zähen Auftritten in Brügge und Hoffenheim spielte sein Team groß auf und blieb auch im siebten Pflichtspiel unter seiner Regie ohne Niederlage. Obwohl zwischenzeitlich fünf BVB-Profis auf dem Platz standen, die nicht älter als 20 Jahre sind, wurde der Aufsteiger phasenweise vorgeführt. „Heute war es großartig. Man hat gesehen, welche Qualität im vorderen Bereich da ist“, befand Sebastian Kehl, neuer Leiter der Lizenzspielerabteilung, mit Verweis auf große Talente wie Christian Pulisic (20), Jadon Sancho (18) und Jacob Bruun Larsen (20).
Es passte ins Bild von einem entwicklungsfähigen Talentschuppen, dass Achraf Hakimi ein beachtliches Debüt feierte. Der von Real Madrid ausgeliehene marokkanische Nationalspieler glänzte auf der rechten Abwehrseite und traf gleich bei seinem ersten Torschuss für den BVB. „Es war ein sehr gutes Gefühl“, kommentierte Hakimi (19) seinen Treffer zum 3:0 (48.). Dass mit Bruun Larsen (9.), Marco Reus (32./58.), Manuel Akanji (74.), Sancho (85.) und Julian Weigl (88.) fünf weitere Profis ein Tor erzielten, rundete die Leistung des Kollektivs ab.
Die famose Vorstellung rückte selbst die knifflige Personalie Mario Götze in den Hintergrund. Obwohl der zum zweiten Mal in Serie nicht im Kader stand, musste Favre diesmal nur wenige Fragen zum Dauerthema der letzten Wochen beantworten. Auch in Leverkusen wird Götze möglicherweise fehlen. Das gestrige Training verpasste er krankheitsbedingt. dpa