Der Angriff des Hochbegabten

von Redaktion

Mit 33 Jahren coacht Sean McVay im Super Bowl und trifft auf den erfolgreichsten Trainer der NFL

Atlanta – Es ist ein außergewöhnliches Schauspiel, dass Sean McVay an der Seitenlinie aufführt. Der Coach der Los Angeles Rams hat es nicht nur als jüngster Football-Trainer in den Super Bowl geschafft – mit seinem Assistenten Ted Rath sorgte der 33-Jährige vor dem Duell mit den New England Patriots auch für einen Internet-Hit. Im Video ist zu sehen, wie Rath den wie in Trance am Spielfeldrand hin und her laufenden McVay immer wieder schiebt, zieht und zerrt, damit dieser nicht in einen Schiedsrichter rumpelt und so eine Strafe kassiert. „Es ist eine Kunst, wie ein Tanz“, beschreibt „Rath seinen Aufpasser-Job. „Vielleicht Tango?“

Nicht nur dank dieser Szenen ist McVay ein Phänomen. Bereits in seiner zweiten NFL-Saison schaffte er es ins Finale (in der Nacht auf Montag, 0.30 Uhr/ProSieben) in Atlanta und trifft dort auf die doppelt so alte Trainer-Legende Bill Belichick. „Ich habe jede Menge Respekt für Sean“, sagte der sonst häufig wortkarge Patriots-Coach über den Kontrahenten. „Ich denke, er hat einen großartigen Job mit den Rams in den vergangenen zwei Jahren gemacht. Seine Teams spielen auf einem extrem hohen Niveau, sind sehr konstant und gut gecoacht.“

Im Januar 2017 schockten die Rams die Footballwelt, als sie den damals 30-Jährigen McVay als jüngsten Trainer der NFL in der Super-Bowl-Ära verpflichteten. Ein Wagnis, das sich auszahlte.

Schon mit 22 Jahren stieg McVay in der NFL als Assistenztrainer für die Ballfänger bei den Tampa Bay Buccaneers ein, arbeitete sich mit akribischem Einsatz und neuen Ideen immer weiter hoch. Er beeindruckt mit seinem Gedächtnis, kann Jahre später noch genaue Spielzüge alter Partien aufzählen.

So bekam er früh den Respekt der ganz Großen – und unterhält sogar eine Art professioneller Freundschaft mit Belichick, der als fünfmaliger Champion die meisten Super-Bowl-Erfolge als Trainer in der NFL-Geschichte aufweist. Nach einem ersten Treffen schrieb der 66-Jährige McVay regelmäßig Text-Nachrichten. „Das ist schon ziemlich cool“, sagte dieser zu den ungewöhnlichen Gratulationen.

Die zwei Trainer setzen jedoch auf einen unterschiedlichen Führungsstil. Die Patriots sind eine höchst hierarchische Franchise mit Belichick an der Spitze.Und McVay? „Er ist ein Trainer der Spieler. Er ist ein großartiger Typ. Du kannst mit ihm reden, du kannst ihn verstehen“, schwärmt Rams-Runningback Todd Gurley. „Er tut alles für uns, für das Team. Du liebst es einfach, für so einen Typen zu spielen.“  dpa

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