Leipzig – Das Urteil von Wolfgang Bier wird live übertragen, der mondäne Große Sitzungsaal im Bundesverwaltungsgericht gut gefüllt sein. Wenn der Leipziger Richter am Freitag um 11.00 Uhr das (vorerst) letzte Wort im Rechtsstreit um die Übernahme von Polizeikosten bei Hochrisikospielen spricht, dürften sowohl die Vereine der Deutschen Fußball Liga (DFL) als auch die Innenminister der Länder gespannt zuschauen. Der Präzedenzfall gibt im Streit um Millionen die Richtung vor.
Streng genommen geht es zwar nur um 415 000 Euro – so viel mehr hatte der zusätzliche Einsatz von Beamten beim Spiel von Werder Bremen gegen den Hamburger SV im April 2015 gekostet, weil mit Randale gerechnet worden war. Sollte Bier aber verkünden, dass der von der Stadt Bremen an die DFL verschickte Gebührenbescheid zulässig ist, dürften weitere folgen, nicht nur aus Bremen.
Zumindest hatte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) seit Beginn des Rechtsstreits im Jahr 2016 immer wieder versucht, Allianzen zu schmieden. Gerade für die chronisch klammen Bundesländer dürfte der Anreiz groß sein, dem Beispiel Bremens zu folgen. Aus Rheinland-Pfalz kam bereits der Vorschlag, der Profi-Fußball könne einen Fonds einrichten, aus dem die Mehrkosten für Polizeieinsätze bezahlt werden.
„Dieser Eindruck, der mehrfach seitens der Bremer gemacht worden ist, das arme Land Bremen und die reiche DFL mit soundsoviel Milliarden, das stimmt in dem Maße nicht“, sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball nach der sechsstündigen Verhandlung am Dienstag: „Das Geld, das eingesammelt wird, wird an die Vereine verteilt. Da ist ein Popanz aufgebaut worden. “
Zur Seite sprang der DFL vor der Urteilsverkündung der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. „Ich verstehe angesichts der finanziellen Lage des Landes Bremen gut, dass sie jede Gelegenheit nutzen, um an mehr Geld zu kommen“, sagte der CSU-Politiker dem BR: „Aber die Frage ist, ob der Rest Deutschlands seine politischen Entscheidungen davon abhängig machen sollte.“ Es sei die „Kernaufgabe des Staates und damit auch der Polizei, sich bestmöglich um die Sicherheit in unserem Land zu kümmern“.
Fällt diese Argumentation in sich zusammen, sind die weiteren Folgen kaum abzusehen. sid