München – Spöttische Zungen behaupten ja schon länger, dass die Löwen als Stadion-Debattierclub ohne Fußballbetrieb genauso unterhaltsam wären wie mit kickendem Personal – und doch kommen sie allesamt wieder, wenn der Ball zu rollen beginnt. Am morgigen Mittwoch nun könnte tatsächlich eine wegweisende Entscheidung getroffen werden, wenn der Münchner Stadtrat über die Umbaupläne für das Grünwalder Stadion abstimmt. 30 Millionen Euro für eine Kapazitätserweiterung auf 18 105 Zuschauer samt Vollüberdachung und zeitgemäßem Businessbereich will die Stadt in die Kultstätte auf Giesings Höhen stecken.
Auch eine Ertüchtigung des Olympiastadions wird in der Sitzung thematisiert werden. Die beim Frankfurter Architekturbüro Speer in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie beinhaltete neben der Grünwalder Straße auch das Oberwiesenfeld mit einem zur Haupttribüne verschobenen Spielfeld (siehe Skizze). Die aktuelle Relevanz ist indes als gering einzustufen. Kernthema bleibt Giesing.
Beim TSV 1860 wird die geplante Modernisierung des Grünwalder Stadions unterschiedlich bewertet. Investor Hasan Ismaik bezeichnete die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie als „ernüchternd“. Auf seinem Facebook-Kanal ließ er wissen: „Ich hatte auf eine andere Realisierungsvariante gehofft, die es uns ermöglicht, mit einer für 1860 erforderlichen Zuschauerkapazität die notwendigen Einnahmen zur Finanzierung des Profifußballbetriebes nachhaltig zu generieren.“ Ismaiks Vision: „Ich bin jederzeit bereit, sofern es die Stadt München wünscht, an einer neuen Stadionlösung mitzuarbeiten, um einen geeigneten Standort zu finden.“ Problem: Die Stadt wünscht sich genau das nach all den Irrungen der letzten Jahre nicht.
Die Vereinsvertreter der Löwen distanzierten sich umgehend von Ismaiks Aussagen: „In sozialen Medien veröffentlichte Verlautbarungen und Forderungen im Zusammenhang mit einem etwaigen Stadionneubau an anderer Stelle sind mit dem Verein und den Gremien nicht abgestimmt“, teilte das Präsidium auf der e.V.-Homepage mit. Mit den Umbauplänen ist man bedingt zufrieden. „Betrüblich“ sei die Kapazität. Eine Erweiterung auf 24 000 mit Neubau der Westkurve sei zwar theoretisch möglich, könnte mit Blick auf den Bebauungsplan aber zu Klagen führen. Ein Risiko, dem sich die Stadt nicht aussetzen will. Vom e.V. ausdrücklich begrüßt wird der Businessbereich, der 1860 eine wirtschaftliche Perspektive eröffne.
In den Fanforen wird intensiv diskutiert. Einer, der sich keinem Lager zuordnet, ist „Allesfahrer“ Franz Hell. Seine Einschätzung: „Ich bin nicht euphorisiert, aber es ist immerhin was Greifbares. Wenn die Verträge mit der Stadt nicht zu langfristig gestaltet werden, dann lässt sich fürs erste damit leben.“