München – Auf den ersten Blick hat Herbert Hainer, 65, mit Uli Hoeneß, 67, nicht viel gemein: Hoeneß nimmt mit seiner Statur sofort jeden Raum ein Herbert Hainer poltert nicht. Er spricht leise und bedacht, ordnet zunächst seine Gedanken. Der 65-Jährige ist kein Aufmerksamkeitsmagnet wie der noch amtierende Bayern-Präsident.
Und doch verbindet diese zwei scheinbar völlig unterschiedlichen Charaktere erstaunlich viel. Ihr gemeinsamer Weg beginnt am Tag ihrer Geburt.
Wie Uli Hoeneß wird Herbert Hainer in einen Metzgerhaushalt geboren. Der Vater betreibt eine Metzgerei im niederbayerischen Dornwang. Als Junge träumt er von der großen Fußball-Karriere. Noch Jahrzehnte später antwortet er auf die Frage, was er als Kind werden wollte: Fußball-Profi. Dieser Traum bleibt ihm verwehrt. Im Gegensatz zum sieben Jahre jüngeren Bruder Walter, der für 1860 München als Libero in der Bundesliga aufläuft. Herbert stürmt für den FC Dingolfing immerhin in der Landesliga. Mit Anfang Zwanzig begräbt er allerdings seine Profi-Träume. Sein Talent als Geschäftsmann erweist sich dafür als umso größer. Parallel zum BWL-Studium übernimmt er in Dingolfing die Kneipe „Gußofen“ und macht aus ihr einen englischen Pub. Schnell stehen die Gäste Schlange.
Nach nur einem Jahr verkauft der Jungunternehmer die Kneipe mit sattem Gewinn. Nach dem Studium kommt er 1986 über Procter&Gamble zu Adidas nach Herzogenaurach. 1993 zieht er in den Vorstand des kriselnden Sportartikelherstellers ein. 2001 beerbt er seinen Förderer Louis Dreyfus als Vorstandsvorsitzenden. Eine seiner ersten Amtshandlung ist der Kauf von zehn Prozent der FC Bayern München AG.
Adidas erholt sich langsam wieder und für Hainer scheint es beruflich und privat unaufhaltsam nach oben zu gehen. 2006 folgt ein unvorstellbarer Schicksalsschlag. Tochter Kathrina stirbt unter dramatischen Umständen. Einen Tag nach ihrem 23. Geburtstag wird sie mit Atemnot nachts um drei ins Klinikum Schwabing eingeliefert. Die Reanimation bleibt erfolglos. Die Mitarbeiterin einer Münchner Eventagentur stirbt an einer Lungenembolie.
Bis heute hat Hainer darüber öffentlich nicht gesprochen. Bekannte erkennen jedoch, dass ihn das Ereignis zum Nachdenken gebracht habe und er sich seitdem bewusster Auszeiten verordnet. So hilft er seiner anderen Tochter zum Beispiel gerne auf ihrem Pferdehof in Österreich. Mit seiner Ehefrau Angelica lebt er immer noch in Herzogenaurach.
Er hält sich mit Laufen, Golf und Bergsteigen fit. Wenn er sich mal nicht mit Sport beschäftigt, ist er ein begeisterter Schafkopfspieler. Genau wie Uli Hoeneß. „Wir ticken in vielen Dingen relativ gleich“, sagte Hainer einmal über seinen Freund Hoeneß.
Nimmt man sich die Zeit für einen zweiten Blick auf diese Männer-Freundschaft, hat man daran keinen Zweifel mehr.