München – „Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen, sondern, das was man bereit ist zu geben.“
Wahrscheinlich hat US-Schauspielerin Katharine Hepburn bei diesem Satz nicht an Fußballer Mario Götze von Borussia Dortmund gedacht. Als die Hollywood-Diva 2003 starb, war Götze gerade einmal elf Jahre alt. Allerdings passt ihr Gedanke zur aktuellen Situation von Götze sehr gut.
Bei den Dortmunder Fans macht sich großer Ärger über seine Aussagen vor dem Supercup gegen den FC Bayern breit. Götze hatte in Interviews mehrfach betont, dass er sich einen Wechsel ins Ausland vorstellen kann, und bewusst ein klares Bekenntnis zum BVB vermieden. Der Vertrag des 27-Jährigen beim Vizemeister läuft in einem Jahr aus. Vielleicht sind seine Aussagen nur ein strategisches Pokern für ein höheres Jahressalär oder sogar ernsthafte Gedankenspiele des Offensivspielers. Was auch immer – mit diesem professionellen Taktieren rutscht er in der Dortmunders Fangunst wieder auf die hinteren Plätze. Mal wieder. Dabei standen die Zeichen auf Happy End.
Nach sieben Toren und sieben Vorlagen in der vergangenen Spielzeit schien das Verhältnis zwischen Götze und dem BVB sich nach herben Enttäuschungen getreu dem Vereinsslogan doch noch als „echte Liebe“ zu erweisen.
Das Ausnahmetalent hatte nämlich schon mehrmals die Möglichkeit, nicht nur als Teil eines Meisterteams in die Vereinschronik zu schaffen, sondern auch in der gefühlten Club-DNA verankert zu werden. Den ersten Rückschlag für dieses Unterfangen setze es 2013, als Götzes Wechsel zum FC Bayern am Abend vor dem Rückspiel im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid publik wurde. Danach begann seine emotionale Achterbahnfahrt: Siegtor im WM-Finale, eine äußerst schwierige Zeit in München, die überraschende Wiederaufnahme in die BVB-Familie, ein Formtief nach der Rückkehr ins Ruhrgebiet mit anschließender Stoffwechselerkrankung. Es wurde dunkel um den strahlenden WM-Helden.
Hatte Fußball-Deutschland nach seinem Bayern-Wechsel den Beginn der Talfahrt noch mit Häme verfolgt, machte sich nun Mitgefühl breit angesichts der Menge an Negativ-Ereignissen rund um das einstige Wunderkind.
Selbst eingefleischte BVB-Fans verziehen ihm seinen Münchner Dolchstoß größtenteils. Die Vereinsführung um Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc sprachen dem Weltmeister von 2014 das Vertrauen aus. Und vor allem in der letzten Rückrunde schien Götze endlich den Vertrauensvorschuss mit Leistung zurückzuzahlen.
Doch nach den Gedankenspielen Götzes zu einem möglichen Auslands-Engagement stellen die Anhänger jetzt desillusioniert fest: Mario Götze ist auch nur ein normaler Fußball-Profi. Einer, der pokert, Meldungen lanciert, Druck aufbaut, um das „Produkt Mario Götze“ maximal zu vermarkten. Dass es auch anders geht, zeigt sein Kapitän Marco Reus. Der 30-Jährige spielt auch für gutes Geld in Dortmund, hat aber letztes Jahr entschieden, sich bis 2023 an den Verein zu binden. „Dortmund ist meine Heimat, der BVB ist mein Verein. Dass mich der BVB auch in nicht so leichten Zeiten immer wieder unterstützt hat, hat meine Entscheidung zusätzlich positiv beeinflusst“, begründete Reus seine Entscheidung.
Damit avancierte der BVB-Kapitän bei den Anhängern endgültig zur BVB-Ikone, noch während seiner aktiven Karriere. Damit steht Reus in einer schwarz-gelben Reihe mit Clublegenden wie August Kenz, Lothar Emmerich, Norbert Dickel oder Michael Zorc.
Diesen Pfad hat Mario Götze wohl endgültig verlassen.