Kumamoto – Der „zuckersüße Nachtisch“ schmeckte Henk Groener so richtig gut. Keine zwei Stunden nach dem Krimi hockte der Bundestrainer mit den deutschen Handballerinnen gerade beim Abendessen, als sich das mit viel Leidenschaft errungene 27:27 (15:14) gegen Südkorea plötzlich wie ein Triumph anfühlte. „Durch den Sieg von Dänemark ist unser erkämpfter Punkt gegen Südkorea noch wertvoller geworden. Mit 3:1 Punkten in die Hauptrunde zu starten, ist eine sehr gute Ausgangsposition“, sagte Groener. „Wir werden in den kommenden drei Spielen alles in die Waagschale werfen. Unser voller Fokus gilt jetzt dem Hauptrundenauftakt gegen die Niederlande am Sonntag.“
Ausgerechnet gegen sein Heimatland könnten die DHB-Frauen die Weichen endgültig auf Olympia stellen. Denn mit zwei Siegen aus den kommenden drei Spielen hätten sie den 7. Platz sicher, der zur Teilnahme an einem Qualifikationsturnier für Tokio berechtigt. Nach den Niederlanden (4:0 Punkte), WM-Dritter von 2017, sind am Montag der EM-Elfte Serbien (0:4) und am Mittwoch Rekordeuropameister Norwegen (2:2) die Gegner in der nächsten Turnierphase.
So weit dachten Groener und Co. am Freitagabend aber noch nicht, zu sehr wirkte die dramatische Schlussphase gegen Südkorea noch nach. Die beherzte Aufholjagd, Emily Bölks um Zentimeter vergebene Siegchance vier Sekunden vor dem Ende – all das musste erst einmal verdaut werden.
„Das war Nervenkitzel pur“, sagte Rückraumspielerin Shenia Minevskaja. Mit vier Toren hatte das DHB-Team sechs Minuten vor dem Ende zurückgelegen (23:27), ehe sich kurz vor Schluss sogar noch die Chance auf den Gruppensieg bot. „Das war nicht so gut für unsere Gesundheit“, schnaufte Groener direkt nach dem Spiel: „Am Ende sind wir glücklich mit einem Punkt.“ Ein Punkt, der nach dem 20:18 Dänemarks gegen Titelverteidiger Frankreich plötzlich Gold wert war.
Und doch mischte sich in die Freude über den späten Punktgewinn auch leise Kritik. Vor allem die vielen Fehlwürfe verhinderten den vierten Turniererfolg und damit eine noch bessere Ausgangslage. „Wir hatten auf mehr gehofft“, gestand Groener unmittelbar nach der 60-minütigen Achterbahnfahrt seines Teams, das nach einer Viertelstunde schon 12:6 geführt hatte. „Als es ein bisschen hektischer wurde, waren wir nicht in der Lage, die Ruhe zu bewahren. Wir haben viele Freie verworfen. Zum Glück war zum Schluss die Abwehr wieder in Ordnung“, sagte Groener. sid