München – Fallon Sherrock stand auf der Bühne im legendären Londoner Ally Pally und wischte sich die Tränen aus den Augen. Hinter ihr feierten 3000 Darts-Fans einen historischen Sportmoment. Als erste Frau gewann die 25-jährige Engländerin ein Match bei der PDC-WM – dem seit 1994 ausgespielten wichtigsten Darts-Turnier der Welt. „Danke an alle Fans“, sagte sie im Live-TV-Interview nach dem 3:2-Erfolg gegen Landsmann Ted Evetts (22).
„Ich habe für das Frauen-Darts gespielt. Ich habe bewiesen, dass wir gute Matches gegen Männer spielen und auch gewinnen können,“ erklärte Sherrock, die im Vorjahr bei der eigenständig ausgetragenen Frauen-WM Zweite geworden war. „Welch ein Tag für Fallon Sherrock! Welch ein Tag für Darts! Welch ein Tag für den Frauensport! Welch ein Tag für den Sport!“, twitterte der viermalige WM-Halbfinalist Wayne Mardle. Und Darts-Legende Phil Taylor erklärte auf dem gleichen Medium: „Toll für das Spiel, auf zur nächsten Glanzleistung.“ Doch das wird schwer, denn nun wartet der Österreicher Mensur Suljovic, Nr. 11 der Welt. „Es ist so toll, dass ich gegen einen der besten Spieler der Welt antreten darf. Das wird ein tolles Erlebnis für mich“, sagte Sherrock, Mutter eines fünfjährigen Sohnes.
Dass es vor ihr noch keiner Frau gelang, einen Mann bei der PDC-WM zu schlagen – beim Grand Slam of Darts war das schon 2009 passiert (Anastasia Dobromyslova gegen Vincent van der Voort) – hat zwei Gründe: Erstens gibt es viel weniger weibliche als männliche Dartsspieler und daher auch viel weniger, die in die Weltspitze vordringen und als Profi dementsprechend viel trainieren können. Zweitens sind erst seit dem vergangenem Jahr zwei Plätze für Frauen reserviert.
Gegen Evetts bewies Sherrock, dass es beim Darts nicht auf Physis, sondern auf Präzision ankommt. Die 25-Jährige warf sechs 180er (das Maximum) und landete bei einem starken Punkteschnitt von 91.12 pro Aufnahme. Sport1 bescherte ihre Sternstunde gute Quoten. In der Spitze waren 580 000 Zuschauer dabei. Für ihren Erstrunden-Sieg erhielt die gelernte Friseurin eine Prämie von 17 000 Euro.
Nachdem sich die erste Aufregung um ihre historische Großtat gelegt hatte, erklärte Sherrock: „Ich freue mich jetzt auf ein kühles Guinness.“ Und: „Ich werde jede Zeitung kaufen.“ BERND BRUDERMANNS