München – Als alles vorbei war, war auch Johan Roijakkers mit sich und der Welt tief zufrieden. Der Trainer der BG Göttingen huschte in die Geschäftsstelle seines Clubs und holte sich zwei Bier, um den lustigen Basketballabend auch lustig bleiben zu lassen. Die Bayern, 81:90-Verlierer, bestiegen derweil leicht verkatert den Bus. „Wir haben keine Energie aufs Feld gebracht“, murrte Kapitän Danilo Barthel.
Die Folgen des neuerlichen Ausrutschers halten sich noch in Grenzen – vor der gut einwöchigen Pokalpause führen die Münchner das nationale Geschäft auch weiter an. Und doch ist die Grundstimmung ernüchtert. Auch nach dem Wechsel zu Trainer Oliver Kostic kommt der Meister nicht in Fahrt.
Zwölf Partien hat man mit dem Serben an der Seitenlinie bestritten. Zu Buche stehen vier Siege. In der Euroleague steht die Bilanz bei 1:6, in der heimischen Bundesliga bei 3:2 – mehr als dürftig für den hoch ambitionierten Branchenführer.
Natürlich könnte man nun auf die Strapazen des Spielplans verweisen. Zuletzt hatten die Bayern fünf Partien in neun Tagen zu absolvieren. Doch auch Barthel winkt bei diesem Thema ab: „Das müssen wir anders lösen, dass wir auch auswärts die Energie aufs Feld bringen können.“
Klar ist schließlich: Der Spielplan ist für die Bayern keine Überraschung. Der Kader wurde mit dem entsprechenden finanziellen Aufwand für das Nebeneinander aus Euroleague und Bundesliga zusammengestellt. Und auch wenn sich Spieler wie etwa Kyan Anderson (27 Punkte), zeitweilig in einen Rausch spielten – dass man gegen ein Team der Mittelklasse der ohnehin nicht eben furchterregenden Bundesliga chancenlos ist, kann den Verantwortlichen nicht gefallen. Diesen Regionen der BBL durften sich die Bayern eigentlich längst entstiegen fühlen. Letztmals kassierte man im März 2016 eine Niederlage gegen ein Team mit negativer Matchbilanz (Mitteldeutscher BC). Göttingens Geschäftsführer Frank Meinertshagen wusste dementsprechend, bei wem er sich zu bedanken hatte: „Wir können so spielen, weil die Bayern uns lassen.“
Und langsam aber sicher mehren sich die Zeichen, dass die Münchner Probleme wohl doch von grundsätzlicherer Natur sind. Im Vorjahr hatten die Bayern ein Team um Stefan Jovic, Devin Booker & Co. das zulegte, wenn es wichtig war und so auch enge Spiele zuverlässig für sich entschied. Bei den Bayern dieses Winters mag die Verletzungsserie der Vorrunde nicht hilfreich gewesen sein, doch die einzige Zuverlässigkeit ist die Unzuverlässigkeit. Die Münchner leisten sich regelmäßig Durchhänger, die in Göttingen nun also schon zum zweiten Mal auch im nationalen Geschäft bestraft worden sind.
Der Fehler liegt auch im System. Ganz offenkundig sind auch dem oft erprobten Kaderplaner Daniele Baiesi bei der Zusammenstellung Fehler unterlaufen. Was der Italiener in seiner Erklärung zur Entlassung von Trainer Dejan Radonjic ja auch eingestand: „Ich habe definitiv Fehler gemacht!“
Aber immerhin gibt es ja auch gute Signale. Das erfreulichste ist sicher die jüngste Neuerwerbung. Der slowenische Nachwuchs-Spielmacher Zan Mark Sisko nämlich. Der 22-Jährige wechselte erst zum Jahreswechsel aus Koper nach München über und hat schon jetzt ein durchaus beträchtliches Gewicht im Bayern-Spiel.