„Wegen ein paar Euro renne ich nicht weg“

von Redaktion

Neu-Verteidiger Marius Willsch ist ein Löwe, wie er im Buche steht – und will es lange bleiben

München – Marius Willsch ist der Aufsteiger der Saison beim Fußball-Drittligisten TSV 1860. Seit der 28-jährige Passauer von Ex-Trainer Daniel Bierofka zum Rechtsverteidiger umfunktioniert wurde, ist er als Leistungsträger nicht mehr wegzudenken. Ein Interview über spätes Glück, Demut und bodenständige Zukunftsplanung.

Marius Willsch, wie sehr stinkt es Ihnen eigentlich, dass Sie jahrelang auf falschen Positionen gespielt haben?

(lacht) Ich hab’s mir neulich erst wieder gedacht: Warum spiel ich eigentlich nicht schon seit fünf Jahren rechts hinten? Aber besser, man kommt spät drauf als nie.

Wie ein ungelernter Rechtsverteidiger spielen Sie nicht.

In der A-Jugend unter Alex Schmidt hab ich das ja auch schon mal gespielt. Aber jetzt im letzten August war’s wirklich aus der Not geboren. Vor dem Spiel in Chemnitz hat sich Herbert Paul verletzt. Ich hab ihn ersetzt, wir haben gewonnen – und weiter ging’s. Ich fühl mich mittlerweile sauwohl auf der Position, die will ich nicht mehr hergeben.

Was hat Ihnen als offensiver Außenspieler gefehlt?

Die Tore und Vorlagen. Meine Quote war da einfach nicht gut genug. Jetzt kann ich meine Stärken besser einbringen. Mein Tempo, meine Ausdauer und das Anschieben von hinten.

Was mussten Sie lernen?

Beim Defensiv-Zweikampf gab und gibt es schon noch einiges zu verbessern. Mein Vorteil ist, dass wir erfahrene Innenverteidiger haben. Auf meiner Seite spielt Dennis Erdmann, der hat im positiven Sinne permanent den Mund auf und organisiert. Das ist eine große Hilfe für mich.

Wie viel Selbstvertrauen gibt die Serie von zehn Spielen ohne Niederlage?

Selbstvertrauen gibt mir weniger die Zahl, sondern die Art und Weise, wie wir die Spiele bestritten haben. Wir waren auch bei den Unentschieden immer dominant und hätten auch alles gewinnen können.

Hat sich der Respekt der Gegner vor 1860 erhöht?

Natürlich haben die Gegner auch gesehen, dass wir schon lange nicht mehr verloren haben und gute Spiele abliefern. Ob sie deswegen mehr Respekt haben als vorher kann ich nicht einschätzen.

Wie weit kann es gehen diese Saison?

Es bringt nichts, irgendwelche Harakiri-Ziele auszurufen, bevor wir die 45, 46 Punkte zum Klassenerhalt haben. Die da unten punkten ohne Ende. Warum sollen wir da jetzt das Fernglas rausholen und darüber reden, was in acht Wochen ist?

Dann reden wir über Ihren neuen Vertrag. Braucht’s da auch ein Fernglas?

Nein, ich gehe davon aus, dass das demnächst über die Bühne geht. Ich fühl mich wohl hier und wertgeschätzt, hab meinen Platz gefunden. Wegen ein paar Euro renn ich nicht woanders hin.

Ihr sportliches Ziel?

Zweite Liga hab ich noch nie gespielt, da will ich hin – am besten mit Sechzig.

Und nach der Karriere in die Gastronomie, wie zu hören ist.

Ja, ich will mit meiner Frau das Café-Restaurant meiner Schwiegereltern in Schweinfurt übernehmen. Alles selbst gemacht, bis zum Eis. Damit kann ich mich identifizieren. Das Fußballgeschäft ist mir einfach zu sprunghaft.

Bleibt die Frage nach Ihrem Spitznamen. Wie kommt’s, dass Sie jeder „Mäsch“ nennt?

(lacht) Aus dem Kindergarten. Da konnte einer Marius nicht aussprechen und hat immer Mäsch gesagt.

Interview: Ludwig Krammer

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