BBL vor Fortsetzung Eine Liga will Flagge zeigen

von Redaktion

PATRICK REICHELT

Es war eine Meldung so ganz gegen den Trend: Die Basketball-Bundesliga (BBL) will weitermachen. Wenn die Behörden ihren Segen geben, dann soll im Juni ein neuer Meister gesucht werden. Das Modell der Turnierform mit nur zehn der 17 Bundesligisten – mag man mit gutem Willen als kreativ bezeichnen. Und es sagt eine ganze Menge aus über die Zwänge, in denen sich auch der Sport befindet.

Aber letztlich ist es ja auch gar nicht entscheidend, welchen Wert er denn nun haben wird, der Titel, der mit etwas Glück Ende Juni vergeben wird. Ein Champion 2020 würde immer den Beinamen Corona-Meister haben. Aus sportlicher Sicht kann man ihn nicht vergleichen mit dem Vorjahr, als der FC Bayern durch 34 Hauptrunden- und dann auch noch neun Playoff-Partien pflügte, um am Ende verdient als das beste Team des Jahres dazustehen. Der BBL und den zehn Unentwegten, die bei der Suche nach einem Nachfolger für den FC Bayern mitmachen wollen, geht es bei ihrem Ansatz darum, den wirtschaftlichen Schaden durch die Corona-Krise zumindest abzufedern. Und es geht darum, Flagge zu zeigen. Man will die Chance nutzen, mit dem Basketball Aufmerksamkeit zu erzielen. Man stünde neben dem Fußball in erster Reihe, um sich einer Öffentlichkeit zu präsentieren, die nach Wochen des Corona-Lockdowns für so manches Stück frischer sportlicher Unterhaltung zumindest sehr empfänglich sein dürfte. Der neue Meister, er wird auch ein ganz anderes mediales Gewicht genießen, als er es in normalen Zeiten neben Fußball-EM oder Tour de France bekommen hätte.

Ganz klar, auch wenn die BBL ihren Weg nicht geschlossen geht: Das Durchhalten könnte hilfreich sein für die Zeiten im Herbst oder Winter, wenn das sportliche Geschehen dann auf breiter Front wieder Fahrt aufnehmen soll. Vielleicht in den Gesprächen mit potenziellen Geldgebern. Vielleicht auch durch ein neues Publikum, das man mit den Fernseh-Übertragungen vom Finalturnier erschließen will. So ganz anders eben als im Vorjahr, als die breite Öffentlichkeit eigentlich erst im Finale zwischen dem FC Bayern und Alba Berlin vom Titelkampf Notiz nahm.

Die Sache hat freilich auch einen Haken. Denn was ist, wenn die Titelentscheidung nicht die positiven Effekte erzielt, die die Clubmacher bei ihrer Konferenz am Montag beschworen? Den Ruf als lokal geprägtes Nischenereignis bekäme die BBL dann wohl so schnell nicht los.

patrick.reichelt@ovb.net

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