Die Übermannschaft gewinnt das Glücksspiel

von Redaktion

Wolfsburger Frauen feiern nach Elfmeterschießen einen Rekord – Kritik an ARD-Entscheidung

Köln –- Am Ende gab es Ärger. Einen, von dem die Beteiligten gar nichts mitbekamen. Ziemlich schnell verabschiedete sich die ARD aus der Übertragung des DFB-Pokalfinals der Frauen, das mit 4:2 im Elfmeterschießen gegen die SGS Essen an den VfL Wolfsburg gegangen war. Siegerehrung, Interviews und die Pokalübergabe nach der hochklassigen Partie, die beim Stand von 3:3 nach 90 Minuten in die Verlängerung gegangen war, wurden ins Internet in den Live-Stream verfrachtet. Die Fernsehzuschauer bekamen stattdessen den Vorlauf zum Männer-Pokal-Finale zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen (4:1) präsentiert.

„Wir verstehen den Ärger. Leider mussten wir aufgrund des Elfmeterschießens den Nachlauf deutlich kürzen“, teilte die Sportschau via Twitter mit. „Die uns zugeteilte Sendezeit war zu diesem Zeitpunkt bereits 25 Minuten überschritten. Wir sind hier von den jeweiligen Anstoßzeiten abhängig.“

Die Zuschauer hatten sich fesseln lassen vom unerwartet knapp verlaufenen Endspiel. Essen war Außenseiter, Wolfsburg, nun Double-Sieger, war in der Saison ungeschlagen geblieben, der sechste Pokalsieg in Folge programmiert. Doch es entstand die Erkenntnis: „So ein Pokalsieg ist auf keinen Fall Gewohnheit. Es ist immer etwas Besonderes, und wir wollen so weiter machen“, wie Wolfsburgs Trainer Stephan Lerch sagte. Die Bestmarke des 1. FFC Frankfurt von fünf Pokalsiegen nacheinander ist überboten.

Pernille Harder (11. Minute), Anna Blässe (70.) und Dominique Janssen (86.) trafen im hochklassigsten Frauenfinale der vergangenen Jahre für den VfL, Lea Schüller (1.), Marina Hegering (18.) und Irini Ioannidou (90.+1) für Essen. Die Verlängerung blieb torlos. „Es steht nicht der verdiente Sieger auf dem Podest“, klagte Essens Nationalspielerin Marina Hegering in erster Enttäuschung vor der Siegerehrung.

„Ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir haben es über 120 Minuten sehr gut gemacht. Im Endeffekt ist es ein Glücksspiel“, sagte Essens Trainer Markus Högner. „Wir waren sehr nah dran, dieses Spiel zu gewinnen. Das wäre die Krönung gewesen nach der Saison. Dennoch überwiegt der Stolz, dass wir so einer Übermannschaft das Leben schwer gemacht haben. Das war die beste Leistung in dieser Saison.“

Im Elfmeterschießen verwandelte Wolfsburgs Pernille Harder den entscheidenden Schuss, nachdem zuvor Torhüterin Friederike Abt zwei Elfmeter gehalten hatte.

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und DFB-Vize-Präsidentin Hannelore Ratzeburg bekamen als Tribünengäste eine umkämpfte Partie zu sehen, in der vor allem der Außenseiter aus Essen über sich hinauswuchs. „Respekt vor der Leistung aller Spielerinnen“, sagte Voss-Tecklenburg in der ARD. Schon nach 11 Sekunden lag die SGS in Führung. Auftakt zu einem bemerkenswerten Finale.  dpa/mm

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