Schweinsteigers Experten-Debüt in der ARD

„Günter Netzer junior“ – gut gebräunt, wenig gehaltvoll

von Redaktion

Das Leben ist ungerecht, und in der ARD ist es am ungerechtesten. Da hat das Erste mit Thomas Broich Deutschlands besten und gewitztesten Fußball-TV-Experten unter Vertrag. Doch beim Pokalfinale wird der Pfiffikus ins Spätprogramm abgeschoben. Denn zum Saison-Höhepunkt will die ARD ihren teuer eingekauften neuen Glitzer-Glamour-Experten Bastian Schweinsteiger vorzeigen – der inhaltlich wenig beizutragen hat, dabei aber als Richard-Gere-Doppelgänger Bella Figura macht. Die Schweini-Besoffenheit des Ersten sorgt dann für eine rundum unangenehme Übertragung. Zwischendurch hatte man den furchtbaren Verdacht: Jessas, führt Til Schweiger Regie? Der Moderator: Matthias Opdenhövel durfte wegen des Elfmeterschießens im tollen Frauen-Finale (mit der tollen Kommentatorin Stephanie Baczyk) erst verspätet ran. Für die Siegerehrung der Wolfsburgerinnen war dann leider keine Zeit mehr – weil Opdi seinen Schweini-Wadl-Fetisch ausleben musste: „Du hast die dicksten Waden der Welt!“ Opdenhövel war dermaßen verknallt, dass die Ana den Bastian danach bestimmt gefragt hat: „Basti, was läuft da zwischen Dir und diesem Matthias?“ Am Ende schwärmte Opdi noch einmal mit Herzerlaugen, wie toll Schweini ausschaut. Das war sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Der Experte: Während der Frauen-Siegerehrung durfte Schweini Til-Schweiger-mäßig vom Pokalfinale 2013 erzählen, „da war ne Bombenstimmung“. In der Pause erkannte er messerscharf: „Die Bayern führen souverän.“ Und am Schluss freute er sich über das 4:2-Spektakel: „Für uns Zuschauer war das natürlich sehr gut.“ Ansonsten fand er seinen neuen Freund Opdi auch voll toll und lobte ihn als „alten Fuchs“. Gut, dass wenigstens Thomas Müller die klebrige ARD-Romanze aufmischte und Schweini als „Günter Netzer junior“ veralberte. Der Kommentator: Tom Bartels hockte hinter Plexiglas (leider nicht schalldämmend). Der Meister der Wirrnis wirkte lustlos und analysierte Heißgetränke auf der Tribüne: „Cappuccino für den Bundes-Torwart-Trainer.“ In der 90. Minute hoffte er beim Stand von 4:1: „Kommt Bayer noch mal ran?“ Und die Corona-Zahlen in Brasilien fand Bartels amüsant, haha. Da hätte man gern Stephanie Baczyk beim Männer-Finale gehört, aber so weit ist die ARD frühestens 2040.

JÖRG HEINRICH

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