Neuer Modus als Standard?

Die Währung des Fußballs bleibt gleich

von Redaktion

HANNA RAIF

Man stelle sich mal vor, was passiert wäre, hätte dieses 8:2 des FC Bayern gegen den FC Barcelona ein Rückspiel gehabt. 14 Tage lang – Viertelfinals werden ja normalerweise im Zwei-Wochen-Rhythmus gespielt – wäre nun darüber gesprochen worden, dass dieses historische Ergebnis zwar „eine gute Ausgangslage“ biete, man Barca aber „nie unterschätzen“ dürfe. „Im Fußball“, würde man sagen, „hat es ja schon alles gegeben“, deshalb geht man „mit einem Schuss Demut“ und „auf keinen Fall überheblich“ in dieses zweite Duell. „Mit einem Bein im Halbfinale“, das wäre das höchste der Gefühle. Aber „die 90 Minuten müssen schon noch gespielt werden“.

Die Bayern hätten sich im Fall der Fälle so verhalten, wie es die Professionalität der Branche – und der Wettbewerb mit Hin- und Rückspiel – gebietet. Freilich hätten sie im Hintergrund längst für die Vorschlussrunde geplant. Aber sie hätten es nicht so offensichtlich machen können wie jetzt, wo dieses eine Spiel gelangt hat, um a) eine große Mannschaft zu beerdigen und b) mit gleich zwei Beinen im Halbfinale zu stehen. Dieses Alles- oder-Nichts, das merken die Fußballfans hierzulande und auch auf dem Rest des Kontinents, hat seinen Reiz. Im Viertelfinale gab es einige überraschende Ergebnisse, die Corona-Königsklasse, ausgetragen in der Blase von Lissabon, macht Spaß. Kein Hin- und Herrechnen, keine Auswärtstorregel, kein großes Taktieren. Sondern Fußballspielen – und gewinnen oder verlieren.

„Wie eine Bombe einschlagen“ werde der Modus, das hat Karl-Heinz Rummenigge vor dem Start des Turniers gesagt. Der Spaß an der Sache war abzusehen, genau wie das Aufkommen der Stimmen, die nun, also bereits vor der Krönung des Siegers, nach einer Fortsetzung des neuen Modus rufen. Nationalmannschafts-Feeling auch im Club-Fußball, zwei geballte Final-Wochen statt wie Kaugummi gezogene K.-o.-Runden. Die Hoffnung der Befürworter liegt auf der Reform der Königsklasse, die ab der Saison 2024 greifen soll. Berechtigt ist sie nicht.

Auch wenn der Fußball sich in Zeiten der Pandemie neu erfinden will, bleibt die Währung gleich: Weniger Spiele bedeuten weniger Geld, mehr Spannung kann dieses Defizit nicht aufwiegen. Das zeigen allein die Reform-Überlegungen, die bisher angestellt wurden: Von einer Ausweitung der Gruppenphase auf zehn Spiele pro Club war schon die Rede, dazu Playoffs als Zwischenrunde. Die einzig denkbare Möglichkeit: ein Showdown ab dem Halbfinale, drei Partien in einer Stadt. Selbst in diesem Fall aber hätte das 8:2 gegen Barca heuer ein Rückspiel gehabt…

Hanna.Raif@ovb.net

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