Lissabon – Aktuell sorgt eine Video-Sequenz von Manuel Neuer in den sozialen Medien für Begeisterung. Darauf ist zu sehen, wie der Kapitän ankündigt, aus großer Entfernung einen Bayern-Fußball durch das winzige Guckloch eines Aussichtsturm am Mannschaftshotel zu werfen. Gleich im ersten Versuch trifft der Torwart. Beim FC Bayern scheint derzeit alles zu gelingen – nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Eine nette Spielerei, im heutigen Champions-League-Halbfinale gegen Olympique Lyon (21 Uhr, Sky und DAZN) kommt es aber erneut einzig und alleine auf die Performance auf dem Spielfeld an. Das weiß auch Neuer.
„Es geht sehr schnell im Fußball-Geschäft. Man darf sich nicht lange ausruhen und zurückschauen: Wow, was haben wir da jetzt erreicht, sondern wir müssen den nächsten Schritt gehen und die nächste Aufgabe annehmen“, sagt der Keeper. Die nächste Aufgabe heißt Olympique Lyon. Der Kapitän hat den Viertelfinal-Erfolg der Franzosen über Manchester City zusammen mit der Mannschaft geschaut. Sein Fazit: „Lyon ist eine Mannschaft, die taktisch sehr gut steht, die kontern kann und City knallhart bestraft hat. Da muss man hellwach sein.“ Dass die Königsklassen-Reise am heutigen Mittwoch für die Bayern vor dem Finale enden könnte, kann man sich angesichts der beeindruckenden Auftritte im Achtelfinal-Rückspiel gegen Chelsea (4:1) und der Viertelfinalpartie gegen Barcelona (8:2) beim besten Willen nicht vorstellen. Halbfinal-Aus gegen City? Vielleicht. Halbfinal-Aus gegen Lyon? Auf keinen Fall.
Kein Wunder, dass aus allen Ecken davor gewarnt wird, den heutigen Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. „Natürlich ist es so, dass Fehler schnell bestraft werden können und man auch schnell draußen sein kann“, mahnt der Kapitän. Aber läuft die Bayern-Mannschaft wirklich Gefahr, durch einen Larifari-Auftritt gegen einen vermeintlichen Außenseiter aus dem Wettbewerb zu fliegen? Nein. Dafür ist das Team von Hansi Flick dieser Tage in jedem Moment zu fokussiert und vor allem: zu motiviert. Oder wie es Manuel Neuer als Triple-Sieger 2013 und Weltmeister 2014 formuliert: „Wir Wettbewerbstypen sind alle wirklich hungrig und auch mental so fit und auch einfach vom Kopf da, um zu wissen, was das für uns bedeutet.“
Das sieht Trainer Hansi Flick ähnlich, wie er auf der Abschlusspressekonferenz erklärte: „Wir haben eine sehr gute Atmosphäre und eine enorme Qualität im Training. Das gibt einem das Vertrauen in die Mannschaft. Ich bin relaxed, weil ich weiß, dass die Mannschaft sehr fokussiert ist und große Ziele hat.“
Was die Stimmung ebenfalls hebt: Rechtsverteidiger Benjamin Pavard ist nach seiner überstandenen Bänderverletzung wieder eine Option für die Mannschaft, laut Flick aber nicht für die Anfangsformation. Bedeckter hielt sich der Trainer was die Besetzung des linken Flügels angeht.
Kingsley Coman oder Ivan Perisic? Flick: „Ich schaue mir das im Abschlusstraining an und danach entscheidet das Trainerteam.“ Gestern Nachmittag stieß übrigens auch Uli Hoeneß in Lissabon zum Team, um die Mannschaft heute vor Ort anfeuern zu können.