München – Der Pott ist schon in Budapest. Gestern veröffentlichte die UEFA ein Foto des Supercups vor der Bilderbuchkulisse in der ungarischen Hauptstadt. Das Motto: alles ganz normal hier im vermeintlichen Corona-Hotspot. Das sehen die zahlreichen Kritiker anders, unter ihnen Fritz Keller. Der DFB-Präsident will kein Teil des befürchteten „Fußball-Ischgl“ sein und hat die Reise zum Gipfel zwischen dem FC Bayern und Sevilla abgeblasen.
„Wir müssen zwar nach vorne denken, aber gleichzeitig sehr verantwortungsvoll mir der Pandemie umgehen“, unterstrich der 63-Jährige. Definitiv Platz nehmen in der Ehrenloge der Puskas Arena wird Viktor Orban. Der ungarische Ministerpräsident will der Welt demonstrieren, dass die scharfe Kritik an der Austragung einer Partie vor Fans und in seinem Risikogebiet nicht berechtigt ist.
Fest steht seit gestern: Das Spiel wird auf jeden Fall stattfinden – und zwar vor mehreren Tausend Zuschauern. Darauf einigten sich letztlich alle Beteiligten in einem Gespräch, bei dem auch die Absage der umstrittenen Partie thematisiert wurde. Einer Partie, die langsam aber sicher auch den Bayern-Fans zu heiß wird.
Insgesamt 3000 Tickets hatte die UEFA dem FC Bayern für seine Anhänger zur Verfügung gestellt, von denen immerhin 2100 verkauft wurden (in Sevilla nur 350). Aktuell sind es nur noch 1300 Anhänger, die den Weg ins Risikogebiet trotz der verschärften Richtlinien bei der Rückkehr auf sich nehmen wollen – Tendenz fallend. Die von den Bayern zur Verfügung gestellten Gratis-Tests am Montag und gestern nahmen lediglich rund 500 Fans in Anspruch. Das dürfte auch mit dem erhobenen Zeigefinger von Markus Söder zu tun haben. „Jeder soll sich das noch mal ganz genau überlegen“, sagte der Ministerpräsident gestern am Rande einer Kabinettssitzung, bei der der Freistaat die Quarantäneverordnung für Einreisende noch mal verschärfte.
Anhänger aus dem Freistaat müssen nun nach der Rückkehr zum Corona-Test oder in Quarantäne. Bis gestern galt, dass Reisende bei Aufenthalten von weniger als 48 Stunden in Risikogebieten nicht der Quarantänepflicht unterlagen. Nun sind die Personen erst mit einem ärztlichem Zeugnis (kein Corona) von häuslicher Quarantäne ausgenommen. Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) wies auf die Empfehlung hin, einige Tage später einen weiteren Corona-Test durchführen zu lassen. Für Verstöße gegen Quarantäneauflagen beträgt die Strafe in Bayern übrigens 2000 Euro.
Die Münchner Stars reisen heute nach Budapest, wo am Nachmittag das Abschlusstraining ansteht. Für Mitarbeiter, die den Club aus beruflichen Gründen begleiten, gilt die weiter bestehende Ausnahme – Stichwort: Geschäftsreisende. In der Chefetage an der Säbener Straße hält man sich zurück. Man ist mit der UEFA einer Meinung, will zurück zur Normalität – und: den Pott bald vor der Münchner Bilderbuchkulisse bewundern.