Stopp statt Geisterspiele? Das Zittern vor neuen Maßnahmen

von Redaktion

Wenn Angela Merkel und die Ministerpräsidenten die Corona-Lage neu bewerten, drohen dem Sport harte Einschnitte

Hamburg – Fanrückkehr vor Weihnachten? Gilt als ausgeschlossen. Weitere Millionen-Verluste? Unumgänglich. Liga-Stopp im Fußball, Handball, Basketball und Co.? Plötzlich wieder ein Thema. Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer am Mittwoch über ihren weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie beraten, zittert wieder einmal auch der deutsche Sport.

An Geisterspiele haben sich die Klubbosse fast schon gewöhnt, längst sind Unterbrechungen im Spielbetrieb das neue Horrorszenario. „Natürlich steht die Gesundheit an erster Stelle, und viele Menschen kämpfen um ihre berufliche Existenz. Aber auch für den Profifußball wäre eine weitere Unterbrechung fatal“, sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff von Fußball-Bundesligist RB Leipzig dem „kicker“.

Eine Unterbrechung wie im Frühjahr hätte womöglich ernste Konsequenzen mit einem massiven Einbruch bei den TV-Einnahmen, die „etliche Klubs in eine wirtschaftliche Schieflage brächte. Das würde den deutschen Fußball ordentlich durcheinanderwirbeln“.

Ein kompletter Lockdown „steht unseres Wissens aber auch nicht zur Debatte“, sagte Frank Bohmann. Für den Geschäftsführer der Handball-Bundesliga ist der „symbolträchtige Zuschauer-Ausschluss zur Bekämpfung der Pandemie“ auch so „schon schwer genug zu managen“. Weil die Zahl der Corona-Neuinfektionen weiter hoch ist, geht auch Bohmann nicht von einer „Rückkehr von Zuschauern im Leistungssport“ aus. Doch der Handball sei darauf vorbereitet. „Wir werden bis Weihnachten auch ohne Fans durchhalten“, sagte Bohmann.

Im Eishockey sind die Klubs sogar schon einen Schritt weiter. Für die gesamte Saison in der DEL, die am 17. Dezember beginnen soll, haben „alle 14 Klubs ihre Kalkulationen komplett ohne Zuschauerbeteiligung erstellt“, sagte Liga-Chef Gernot Tripcke: „Das ist bitter, aber aktuell schlicht nicht änderbar.“ Und vermutlich auch nicht verkehrt.

Denn von Lockerungen spricht angesichts der Lage in der Politik kaum noch jemand, im Gegenteil. Es könnten ab Dezember „weitere Maßnahmen“ gelten, wie aus dem Beschluss-Entwurf der Länder, der dem SID vorliegt, für die Beratungen am Mittwoch hervorgeht. Doch es gibt auch einen Lichtblick: „Der gezielte Einsatz von Schnelltests und der hoffentlich bald zur Verfügung stehende Impfstoff geben zudem Hoffnung und Zuversicht, dass es Aussicht auf eine Normalisierung gibt.“

Und so träumen wohl nicht nur die Basketballer davon, in dieser Spielzeit noch einmal vor Fans auftreten zu können. „Die Saison ist noch lang. Wir spielen mindestens bis in den Juni hinein und da kann noch viel passieren“, sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz: „Da könnte es durch Impfstoffe beispielsweise eine Entspannung geben. Insofern haben wir die Hoffnung keineswegs aufgegeben, dass wir in dieser Saison noch vor Zuschauern spielen können.“

Doch bis dahin stehen dem Sport harte, sehr harte Wochen bevor. Jedes Spiel ohne Zuschauer kostet richtig Geld, bei Borussia Dortmund sind es „vier Millionen Euro“, wie Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zuletzt sagte. Insgesamt sei man in der Fußball-Bundesliga jedoch „in einer privilegierten Situation“, wie Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen sagte und natürlich „mache ich mir Sorgen über das, was passiert“. Aber insgesamt gebe es „in der Gesellschaft größere Sorgen als den Spielbetrieb in der Fußball-Bundesliga“.  sid

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